Kunst und Wandel


Romys Nacht- und Tag-Buch 89

Diese Woche steht die Kunst im Zentrum. Ein Ausstellungsbesuch, ein Gastmahl mit KünstlerInnen und Vorbereitungsarbeiten für die Tage der offenen Ateliers. Ich bereite die Ausstellung vor, 100 Bäume & 100 Texte vom heurigen einhundert Tage Projekt, aber auch Cyanotypien welche im Laufe der letzten sechs Jahre entstanden sind.


Sonntag, 13. Oktober

Gemeinsam mit einer Schreibkollegin besuche ich die Ausstellung von Gina Bazant.
„Vanitas“, Genuss und Vergänglichkeit. Fotografien von Pflanzengestaltungen in barocker Pracht zeigen den Wandel alles Lebendigen. Transformative Prozesse in Natur und Gesellschaft – ein spannendes Thema und eine anregende Umsetzung mit Fotografien und Installationen Ich fühle mich angesprochen und genieße es, von Gina durch die Ausstellung begleitet zu werden. Interessante Gespräche und lebendiger Austausch über das Schöne und die Vergänglichkeit. Danke Gina für diese wunderbare Reise durch deine fantastischen Bilderwelten. Sie sind eine Einladung, über die Tiefe und Vielschichtigkeit des Wandels nachzudenken.

Montag,14. Oktober

Viele meiner Aufzeichnungen rund ums Schreiben und Lesen passieren handschriftlich. Dabei tue ich mir manchmal schwer, den Überblick zu behalten und eine sinnvolle Ordnung herzustellen. Mindmaps, Skizzen, Kopien von Textabschnitten und Notizen in losen Blättern. Oft hänge ich mir die aktuellen Sachen an die Wand, um damit weiterzuarbeiten. Dann Aufzeichnungen in verschiedenen Notizheften, größeren und kleinen. Gestern probierte ich digitale Möglichkeiten aus. Ich schrieb, zeichnete und kreierte mit dem Apple Pencil direkt auf meinem iPad. Heimspielen und Staunen, was damit alles möglich ist.

Dienstag,15. Oktober

Die Vorbereitungen für die Tage der offenen Ateliers laufen auf Hochtouren. Jeden Tag ist ein anderes Eck dran. Manche Objekte gewinnen mit der Zeit. Die Jakobsleiter besteht aus Steinen vom Rand eines aufgelassenen Teiches. Auf diesen habe ich mithilfe der Sonne Blätter der Jakobsleiter cyanotypiert. Die Steine an der Wand entwickeln Patina. Das Berlinblau reagiert auf die unterschiedlichen Oberflächen. Die Blätter der Pflanze erscheinen in den verschiedensten Farbnuancen.

Mittwoch,16. Oktober

Abendbrot, was für ein schönes und lang vergessenes Wort. Gestern war ich zu einem Gastmahl geladen: Abendbrot im Abendrot. In den Marek Räumen vom Schloss Wolkersdorf findet diese Woche ein KünstlerInnen-Symposium statt. Da wird gemeinsam gearbeitet, experimentiert und reflektiert. Das Resultat des Tages hängt an der Wand und als Decke auf dem liebevoll hergerichteten Tisch. Der große Punkt an der Wand und die Musterungen des Tischtuchs wurden nachmittags, gemeinsam, mit der Hilfe von saftig grünen Gräsern und Kräutern erzeugt. In der Luft hängt ein zartherber Duft, der sich allmählich mit dem Wohlgeruch vom Pilzrisotto vermischt.

Donnerstag, 17. Oktober

Die ersten 34 der Bäume und Texte vom 100 Tage Projekt habe ich an der Wand im Vorhaus aufgehängt. Beim täglichen Lüften flattern sie wie Wäsche auf der Leine. Die Papiere mit den Texten sind dünn und leicht. Deshalb hat der Wind auf ihnen Spuren hinterlassen. Ich überlege, die Texte auf frischen Papieren nochmals auszudrucken, entscheide mich dann aber dagegen. Spuren des Wandels und der Vergänglichkeit dürfen sein. Sie sind ein Sinnbild für Lebendigkeit.

Freitag, 18. Oktober

Beim Zugfahren komme ich regelmäßig in einen träumerischen Modus. Ich liebe es, in die vorbeiziehende Landschaft hineinzusinnieren. Beim Warten auf den Zug beobachte ich eine Flatterblume der besonderen Art. Der Wind treibt seine Späße mit ihr. Zwischen den Schienen hat sich ein Lebensbereich mit mager wachsendem kanadischem Berufskraut entfaltet. Oben, auf einem der langen Stängel, thront ein weißes Plastiksackerl. Vom Wind aufgeblasen, entfaltet es sich und bietet ein ständig wechselndes Schauspiel. Es fühlt sich wie ein beständiges Winken und Heischen um Aufmerksamkeit an.

Samstag, 19. Oktober

Fürs Wochenende ist prachtvolles Wetter angesagt. Darum kann ich heuer auch den Garten als Ausstellungsort bespielen. Gestern Nachmittag probierte ich, wie ich die Cyanotypien im Garten platzieren könnte. Aus dem Backrohr am Balkon ein verheißungsvoller Duft vom Mohnkuchen.
Heute Mittag um zwei Uhr geht es los mit den Tagen der offenen Ateliers. Alles ist vorbereitet. Noch zwei Sorten Focaccia backen. Eine mit frischem Rosmarin aus dem Garten, die zweite mit Sesam. Dann können die Gäste kommen. Ich freue mich darauf.

6 Kommentare

  1. Liebe Romy,
    Ich wünsche dir eine wundervolle Ausstellung und bin sicher, dass du mit deinen wunderbaren Arbeiten vielen Menschen Freude bereitest.
    Wir haben nun einen Camper mit Namen ‚Clärchen‘.
    Im Nächsten Jahr möchten wir dich dann gerne mal besuchen.
    Herzensgrüße Gabriele 🫂

  2. Die Ausstellung war wundervoll! Großartig, alle 100 Bäume zu sehen – und der Garten: ein Traum in Grün/Gelb/Rot – und vor allem ein blaues Wunder! Auch deine Hühner haben mich sehr beeindruckt; sie sind so groß und erscheinen für mich fast furchterregend. Ich bewundere Kerstin und dich, dass ihr euch traut, diese Hennen zu streicheln. 🙂

    1. Danke Uli
      auch für deine feine Kuchen-Spende. Der russische Apfelkuchen und der Orangencake hat uns sehr gut geschmeckt. Wir haben uns zu Mittag an die Sonne gesetzt, meine Enkelin, ihre Freundin und eine Schreibkollegin, die bei den Tagen der offenen Ateliers mitgeholfen hat. Und so haben wir haben diese Köstlichkeiten genossen …

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