Frottage mit Pflanzen – Anleitung zum Selbermachen

Anleitung Frottage mit Pflanzen

Die Frottage macht Oberflächenstrukturstrukturen sichtbar. Sie ist eine wunderbare Möglichkeit, die Natur zu erkunden und Neues im scheinbar Alltäglichen zu entdecken.
Meine erste Erinnerung an die Technik der Frottage liegt weit in meiner Kindheit zurück. Wir druckten damit Münzen in allen Buntstiftfarben aufs Papier und schnitten sie anschließend mit der Schere aus. Das war ein wahrlich magischer Vorgang. Ich legte das Geld in mein Kinderportemonnaie und war dann schwer enttäuscht, als die Verkäuferin in unserem Quartierladen das Geld nicht annehmen wollte. Wie kann das sein, dass so wunderschönes und buntes Geld nichts wert ist?
Jetzt beim neuerlichen Experimentieren mit dieser Technik ist etwas von diesem alten Zauber zu mir zurückgekehrt. Die Frottage lädt ein zum Spielen, birgt mannigfaltige Überraschungen und unglaublich viele Möglichkeiten. Sie eignet sich besonders gut dazu, die wunderschönen Strukturen von Pflanzen sichtbar zu machen. Mit dieser Anleitung möchte ich dich dazu einladen, mit mir gemeinsam in die Geschichte und die Hintergründe der Frottage einzutauchen, die verschiedenen Möglichkeiten zu erkunden und diese tolle und einfache Technik selber auszuprobieren.

Was ist Frottage, woher kommt sie und wie funktioniert sie?

Das Wort Frottage stammt vom französischen Wort „frotter“ ab und bedeutet reiben. Die Oberflächentextur eines Gegenstandes oder Materials wird mit Kreide, Blei- oder Buntstift auf ein Papier übertragen.
Diese Technik stammt ursprünglich aus China. Dort wurden mit diesem Verfahren die Muster gravierter Steine auf Papier übertragen.
Zur Zeit des Surrealismus experimentierten viele Künstler*innen mit der Frottage als einer automatischen Methode der kreativen Produktion. Zu großer Bekanntheit haben es die Frottagen von Max Ernst gebracht. Er hat die Oberflächen von Blättern, Holzbrettern oder Stroh mit Bleistift oder Kreide auf Papier gebracht. Mit seiner „Histoire naturelle“ gestaltete er ganze Landschaften oder Fabelwesen und entwickelte damit bizarre, teils seltsam verformte Tiere und Darstellungen von Blättern, Blüten oder Hölzern.

„Frottage ist nichts anderes als ein technisches Mittel,
die halluzinatorischen Fähigkeiten des Geistes zu steigern,
dass „Visionen“ sich automatisch einstellen,
ein Mittel, sich seiner Blindheit zu entledigen.“
Max Ernst

Auch die zeitgenössische Künstlerin Anna Abadio beschäftigt sich intensiv mit der Frottage und hat damit faszinierende Bilderwelten entwickelt.

Welche Materialien brauchst du für die Frottage?

  • Papier – eher dünn z. B. Druckerpapier, Transparentpapier, Backpapier oder Seidenpapier
  • Buntstifte, Bleistift, Kohle oder/ und Wachsmalblöcke
  • Pflanzenteile, z. B. Blätter, Wurzeln, Blüten, Ganze Pflanzen mit Wurzeln
  • evtl. Doppelseitiges Klebband
Blatt für die Frottage

Anleitung – Schritt für Schritt zur Frottage

  1. Pflanzenmaterialien sammeln

    Wichtig ist, dass die gesammelten Pflanzenmaterialien eine ausgeprägte Oberflächenstruktur haben. Sie sollten nicht zu weich sein und eine gewisse Stabilität haben.
    Speziell gut, sind gepresste Pflanzenteile geeignet, weil sie durchs Trocknen stabiler werden.
Gras für die Frottage
  1. Frottage

    Das Naturmaterial mit der strukturierten Seite nach oben unter das dünne Papier legen. Eventuell das Pflanzenmaterial mit einem doppelseitigen Klebband fixieren, damit es nicht wegrutscht.
Frottage Selbermachen
  • Den Bleistift / Buntstift möglichst flach aufsetzen und erst zart und vorsichtig hin und her reiben. Nach und nach taucht die Struktur des Materials auf.
Mit dem Bleistift reiben
  • Mit dem Druck regulierst du die Stärke des Abdrucks. Beginne ganz zart und je mehr Gefühl du entwickelst, umso stärker kann der Druck werden.
  • Mit der Druckstärke kannst du hellere und dunklere Akzente setzen.
Blattstruktur Frottage
  • Interessant kann es auch sein, wenn du mit Farben variierst, entweder mit ähnlichen Farben arbeitest und so harmonische Farbverläufe erzielst oder starke Kontraste wählst.
  • Auch Überlagerungen von zwei oder mehreren Farben sind möglich.
Frottage mit Buntstiften sebermachen
Frottage Blattstrukturen
  • Du kannst entweder einzelne Pflanzenteile in Szene setzen oder Muster und neue Figuren entwickeln. Die Naturstrukturen laden zu Erkundungen und Experimenten ein. Der Vorgang hat durchaus auch eine meditative Seite und man kann da so richtig hineinkippen.
Frottage Blattstrukturen mit Wachskreideblöcken sebermachen
  • Mit jedem Werkzeug, Bleistift, Kohle, Buntstift oder Wachskreideblöcke entsteht eine unterschiedliche Wirkung.
Grasstruktur Frottage

Die gestalterische Bedeutung der Frottage

Die Frottage rückt die verschiedenen Texturen, Formen und Bewegungen der Pflanzen in ein neues Licht. Sie lädt dich dazu ein, mit offenen Augen deine Umgebung zu erkunden. Damit nimmst du das große Spektrum von Oberflächenstrukturen mit neuen Augen wahr.
Mich inspiriert die Frottage auf vielfältige Art und Weise. So lässt sie mich beispielsweise in der Nervatur eines Blattes auf Fantasiereise gehen und neue Wege erkunden.
Die Technik der Frottage ist eine ganz eigene Ausdrucksform.
Sie lässt sich aber auch gut kombinieren mit der Collage, du kannst sie zeichnerisch erweitern, mit Gemaltem kombinieren usw.

Jetzt bin ich schon gespannt darauf, welche Bilder du mit der Frottage entwickeln und was du dabei erleben wirst. Auf dich wartet ein weites Feld voller Möglichkeiten. Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren.

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2 Kommentare

  1. Von dir veröffentlicht 28 Juli, meine erste Frottage in diese Sommer … 28. Juli. Hab mich gleich ans Werk gemacht. Das Feld mit allen Möglichkeiten nutze ich mit Bienwachsmalkreide und einem Blatt vom Odermenning.

    1. Großartig liebe Monika, das freut mich. Genau das möchte ich mit meinem Artikel erreichen. Es gibt in jeder Technik ein unglaublich großes Spektrum von Möglichkeiten. Diese zu entdecken und auszuprobieren, ist das größte Geschenk.
      Liebe Grüße
      Romy

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