Sonnendruck mit Pflanzen – Anleitung zum Selbermachen

Sonnendruck mit Pflanzen

Mit dem Sonnendruck eröffnet sich eine Welt voll mit großartigen Möglichkeiten. Hier habe ich für dich das Hintergrundwissen zu dieser Technik recherchiert und eine einfache Anleitung zum Selbermachen erstellt.
Dieses unkomplizierte Verfahren hat mich überrascht, mit beeindruckenden Ergebnissen.
Der große Vorteil vom Sonnendruck ist, dass er (anders als der Name vermuten lässt) bei jedem Wetter durchgeführt werden kann und dass es dazu keine speziell aufwändigen Materialien braucht.

Was ist Sonnendruck, woher kommt er und wie funktioniert er?

Ursprünglich entstand diese Technik vermutlich in Tahiti oder Hawaii. Damit wurden Pareos mit Mustern, beispielsweise aus Hibiskusblüten, bedruckt.
Der Name Sonnendruck ist ein wenig missverständlich, weil er oft auch für die Cyanotypie verwendet wird.
Beim Sonnendruck entsteht, anders als bei der Cyanotypie, der Abdruck der Pflanzen nicht durch Licht, sondern durch eine Reaktion auf Wärme. Der Stoff oder das Papier wird mit einer wasserlöslichen Pigmentfarbe wie z. B. Acrylfarbe bestrichen und mit Pflanzenteilen belegt. Durch die Wärme trocknen die Teile des Stoffes oder des Papiers, wo etwas aufliegt, langsamer als die Bereiche daneben, wo das Wasser in der Hitze schnell verdampft. Durch Diffusion entziehen sie von dort das Wasser mit den löslichen Pigmenten. So entsteht durch das Wandern der Pigmente ein deutlicher Farbunterschied zwischen den Stellen, wo Pflanzenteile aufliegen und den freien Stellen. Dadurch werden zum Beispiel Blätter mitsamt den Blattadern auf wundersame Art sichtbar gemacht.
Der Sonnendruck kann aber auch bei schlechtem Wetter mithilfe einer Wärmequelle (zum Beispiel: Wärmelampe, Heizung) durchgeführt werden.

Welche Materialien brauchst du für den Sonnendruck?

  • Papier – eher dick und saugfähig z. B. Aquarellpapier, Büttenpapier oder Stoff aus Naturmaterialien (ohne Synthetik) z. B. Baumwolle, Leinen
  • Acrylfarben
  • Pinsel
  • Wasserbecher
  • Pflanzenteile z. B. Blätter, Blüten
  • Unterlage, um die vorbereiteten Drucke an die Sonne zu legen, (eine flache Platte aus Glas, Kunststoff oder anderem möglichst wasserfestem Material).
  • Großes Gefäß mit Wasser, (in das du die Papiere oder Stoffe eintauchen kannst).
  • Zerstäuber mit Wasser.
Acrylfarben für den Sonnendruck

Anleitung – Schritt für Schritt zum ersten Sonnendruck

  1. Pflanzenmaterialien sammeln

    Achte darauf, dass die Pflanzenteile weich und biegsam sind und dass sie einen interessanten Umriss haben, z. B. Blätter und Blüten von der Wiese.
Pflanzenteile sammeln für den Sonnendruck
  1. Papiere, Stoffe vorbereiten

    Papiere oder Stoffe in die gewünschte Größe schneiden und in klares Wasser eintauchen. Anschließend ein wenig im Wasser liegen lassen, damit sie möglichst gut Wasser aufnehmen können. Nass auf die Unterlage (z.B. Glasplatte) legen. Acrylfarbe stark mit Wasser verdünnen und mit dem Pinsel auftragen. Dabei darauf achten, dass die Unterlage möglichst nass bleibt. Falls nötig, mit Wasser besprühen.
Papier für den Sonnendruck vorbereiten
  1. Pflanzenteile auflegen

    Pflanzenteile vorsichtig mit den Fingern auf den Stoff oder das Papier drücken. Achte bitte darauf, dass sie sich richtig am Untergrund ansaugen. Je besser die Teile aufliegen, umso klarer wird nachher der Druck.
Sonnendrucke vorbereiten
  1. Zweite Farbschicht auftragen

    Für die zweite Farbschicht verdünnst du die Acrylfarbe etwas weniger stark. Du kannst dazu die gleiche Farbe nehmen wie für die erste Schicht oder du wählst eine Kontrastfarbe. Tupfe mit dem Pinsel die Farbe vorsichtig an den Rändern der aufgelegten Pflanzenteile entlang und fülle auch die Zwischenräume mit Farbe.
Zweite Farbschicht auftragen
  1. Trocknen

    Bevor es ans Trocknen geht, kontrolliere noch einmal, ob die Oberfläche des Stoffes oder des Papiers noch ganz nass ist. Sprühe notfalls mit dem Zerstäuber noch ein wenig Wasser darüber. Lege die Platte mit den vorbereiteten Unterlagen möglichst in die pralle Sonne oder unter/auf eine andere Wärmequelle. Achte darauf, dass der Ort, wo sie liegen, windstill ist. Nach einiger Zeit kannst du sehen, wie sich die Oberfläche verändert, wie die Farbe die Blätter und Blüten umrandet und wie die Umrisse deutlicher werden.
Die Umrisse der Pflanzen werden sichtbar
  1. Pflanzenteile entfernen

    Bevor du die Pflanzenteile entfernst, kontrollierst du, ob die Unterlage wirklich schon ganz und gar trocken ist. Warte eher ein wenig länger, auch wenn dich die Neugierde vielleicht schon ein wenig ungeduldig werden lässt. Dann kannst du die Pflanzenteile vorsichtig abziehen. Dort, wo sie noch kleben, schabst du sie vorsichtig weg.
Fertiger Sonnendruck
  1. Fixieren oder pressen

    Beim letzten Arbeitsschritt unterscheidet sich die Behandlung von Papier und Stoff voneinander.

    Das Papier wird durch den Trockenprozess gewellt. Besprühe es mit dem Zerstäuber vorsichtig auf der Rückseite mit Wasser. Warte ein paar Minuten, bis das Wasser aufgesaugt ist. Dann gebe den Sonnendruck zwischen zwei Bogen Papier und lege es in ein Buch zum Pressen.

    Der Stoff wird von der linken Seite gebügelt, um die Farben zu fixieren. Damit übersteht dein Pflanzendruck auf Stoff auch eine Maschinenwäsche bis 30°.
Sonnendruck auf Stoff

Die gestalterische Bedeutung des Sonnendrucks

Mit der Technik des Sonnendrucks eröffnet sich ein großes Feld mit vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten. Er lädt uns ein, zu spielen und neue, andersartige Farbnuancen zu entdecken.
Die Eigenart der Blätter und Blüten kann auf berührend einzigartige Weise sichtbar gemacht werden.
Der Sonnendruck macht es möglich, Pflanzen im Kontrast mit anderen Gegenständen zu inszenieren, mit Schablonen zu experimentieren, ungewöhnliche und einzigartige Gestaltungen zu entwickeln. Und vielleicht hilft er uns sogar dabei, etwas von der Lebenslust und dem farbenfrohen Geist der Südseeinseln in unserem Alltag lebendig werden zu lassen.

Jetzt bleibt mir nur noch, dir gutes Gelingen zu wünschen und viel Spass und Freude beim Ausprobieren deines ersten Sonnendrucks.


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22 Kommentare

  1. Wow – danke liebe Romy! Erst dachte ich: eh klar, Cyanotypie! Aber jetzt bin ich gscheiter – und weil ich (außer den Pflanzen) alles daheim hab, werd ich das gleich ausprobieren. „Heiße Grüße“! Sonja

    1. Heiße Grüße zurück, liebe Sonja 🙂
      Eine gute Idee, diese heißen Sommertage gleich zu nützen.
      Ich bin schon neugierig auf deine Kreationen
      und ich freue mich!
      Alles Liebe
      Romy

  2. Sehr interessant und gut beschrieben hast du deine Anleitung! Auch die Bilder sind sehr schön, so kann ich mir darunter etwas vorstellen! Werde ich bestimmt ausprobieren! Liebe Grüße Sue

  3. Danke für deine gute und anschauliche Erklärung, liebe Romy!!
    Das ist ja wirklich erstaunlich, wie detailreich die Pflanzenteile hier abgebildet werden!! Das hätte ich gar nicht erwartet..
    Das werde ich sicher auch probieren!
    Liebe Grüße und danke!
    Sabine

    1. Ja, probier das aus, liebe Sabine. Das ist sicher auch eine tolle Technik für deine Schüler*innen. Ich bin schon gespannt, was du mir berichten wirst.
      Liebe Grüße
      Romy

  4. Liebe Romy, mal wieder eine tolle kreative Idee und sehr schön erklärt. Mal gespannt ob ich die Muse finde, mal wieder anzufangen. Hier im Urlaub kann ich es mir jedenfalls sehr gut vorstellen. Tausend Grüsse aus Estonia(gerade auf der Insel Kihnu) alles Liebe. Gabriele

    1. Oh Gabriele, das freut mich sehr von dir zu hören. Ja, Sonnendrucken ist ideal für den Urlaub. Bitte lass mich dann sehen, was du damit gemacht hast!
      Liebe Grüße
      Romy

  5. Wunderschön… und danke für die gute Anleitung, die Technik mit ästhetischer Gestaltung wunderbar in Einklang bringt. Und dennoch darf die Zufälligkeit ihre reizenden Kommentare abgeben

  6. Hi Romy, thank you for a very clear description of this – for me new – technique! I would like to experiment with it somewhere this summer.
    One question: when you went through the whole procedure and you let the material dry in the sun, do you cover it up with glass to keep the leaves in place or do you leave them uncovered?

    1. Please do not cover with glass, dear Marion. This process works with heat, not with light. The surface must be very wet and the plant material soft. Choose a warm but windless place to dry. I wish you good luck, and please report how you did. Kind regards
      Romy

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