Über die Freuden des Tuns

Arbeitstisch

Romys Nacht- und Tag-Buch 56

So viel Neues ist gerade am Entstehen. Ich genieße das zu Hause sein, das Werken, Schreiben, Bilder kreieren und vielfältiges Tun. Lesen bereichert meine Tage und bringt vielfältige Impulse in mein kleines Reich.

Sonntag, 25. Februar

Das tägliche Schreiben hält meine Tage zusammen, gibt den einzelnen Momenten ein Gewicht. Meistens setzte ich mich hin und weiß noch nicht, worüber ich schreiben werde. Ein Tag setzt sich aus unzählig vielen Augenblicken zusammen, jeder davon ist es wert, dass darüber berichtet wird. Welcher rückt in den Fokus, findet seinen Weg in mein Gedächtnis und nimmt durch Worte eine neue Form an? Schreiben ist für mich ein spannender Prozess. Es ist wie eine Geburt, bei der durch Worte eine neue Geschichte in die Welt kommt.

Montag, 26. Februar

Draußen dunkle Nacht. Der fast noch volle Mond klebt am Himmel und drin ein orange flackerndes Morgenfeuerchen. Ich sitze in meinem gemütlich eingerichteten Bett im Eck der Wohnwerkstatt. Hier habe ich seit neuestem sogar einen kleinen Bambustisch, auf dem ich arbeiten kann. Werken vom Bett aus.
Täglich habe ich weitere Bäume kreiert. So sind bis jetzt fünf überraschende Baumwesen entstanden. Ich lasse mich vom Moment inspirieren, zeichne los, meistens mit meinem Füller ohne Plan und ohne Anspruch. Dann kommt Farbe dazu, Buntstifte, Aquarellfarben, Seidenpapier, wildes Ausprobieren und Experimentieren. Später schreibe ich einen kurzen Text. Zu jedem neu entstandenen Baum einen. Damit nehme ich seine Besonderheit wahr und heiße ihn willkommen.

Baum Nr. 6
Der sechste Baum

Dienstag, 27. Februar

Einkaufen mit dem Wolkimobil. Ich lasse mich abholen und mit dem Auto führen. Was für ein Luxus. Der Kühlschrank ist wieder gefüllt mit frischen Köstlichkeiten. Bis zum Sonntag habe ich von Essen auf Rädern täglich ein warmes Mittagessen zugestellt bekommen. Das war sehr hilfreich in der ersten Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt.
Bald werde ich das Radfahren ausprobieren. Ich bin gespannt, ob und wie gut es geht. Drei Monate lang war ich ohne Rad unterwegs. Ich freue mich darauf, wieder selber mobil und beweglich zu werden.

Mittwoch, 28. Februar

In der Arztpraxis spricht mich eine Frau an: „Ich lese ihre Artikel“, sagt sie. „Oh fein, das freut mich“, antworte ich. „Ja, mich freut das auch“, entgegnet sie.
Wie schön, wenn ich mit meinem Schreiben auf Resonanz zu stoße. Die zwei größten Freuden dabei sind das Tun, der Prozess des Schreibens und das Gelesen werden und die Reaktionen darauf. Kürzlich ein erstes Treffen im Schloss mit den weinviertler Autor:innen. Eine Vorstellungsrunde und dann ein reges Gespräch über das Schreiben. Auch mit den Schreibenden vom Lehrgang entwickelt sich ein inspirierender Austausch. So viel Neues ist gerade im Entstehen. Das tut mir gut und bestärkt mich in meinem Tun.

Schreiben
Tägliches Handschreiben

Donnerstag, 29. Februar

Zu meinem 65. Geburtstag werde ich nun doch zu Hause sein. Ich werde erst im Mai auf Reha fahren. Kurz entschlossen, entscheide ich mich, ein Geburtstagsfest zu organisieren. Telefonat mit meinen zwei größeren Enkelinnen. Beide freuen sich von Herzen über die Einladung. Ich fühle mich geschmeichelt und bin stolz. Es ist nicht selbstverständlich, dass Jugendliche Freude daran haben, das Geburtstagsfest ihrer Großmutter zu besuchen. Es wird eine interessant gemischte Gesellschaft werden. Ich liebe es, Menschen zusammenzubringen und für sie zu kochen. Warum habe ich das schon so lange nicht mehr gemacht?

Freitag, 1. März

Lesend bin ich in Japan unterwegs. Meine Schreibfreundin Uli hat mir dieses Buch wärmstens empfohlen. Es ist ein Roman der besonderen Art. Bis jetzt geht es vor allem ums Essen, um die Spezialitäten der französischen und der japanischen Küche. Das Lesen macht mir Appetit und Lust darauf, die beschriebenen Köstlichkeiten selbst auszuprobieren, Boeuf bourguignon oder japanischen Reis mit Sojasauce und gesalzener Butter. Die Protagonistin lernt durch die mutmaßliche Mörderin, die sie im Gefängnis besucht, eine für sie überraschende Weltsicht kennen, probiert Neues aus und beginnt Lebenskunst zu zelebrieren.

Samstag, 2. März

Am Wegrand liegen die braunen abgestorbenen Stängel des Japanknöterichs in einem wirren Durcheinander. Ihre Oberfläche reflektiert einen frühlingshaften Sonnenglanz. Weiter vorne hat sich schon üppig grünes, frisch saftiges Gras ausgebreitet. Ich liebe diesen Kontrast zwischen den sich verabschiedenden Resten des Winters und der unbändigen Kraft des Frühlings. Bei meinen täglichen Spaziergängen gibt es Vieles zum Bestaunen und Bewundern, Blüten wie kleine Sonnen und blaue zarte Krokusse. Plötzlich sind sie da, wie von einer Fee hingezaubert.

7 Kommentare

  1. Danke für den feinen, dir lauschenden Start in meinen Morgen 🤗!
    Ich tauche gerne in deine Momente ein. Mitbetrachtend und deine Texte lesend, sind sie wie kleine Meditationen.
    Der sechste.. für mich ein ‚Sonnenfeuer‘-Baum.. strahlt und strotzt vor Energie.. und harmoniert auch perfekt mit der Butter 😉. -Ein wunderbares Sonnen-Feuer-Butter-Gefühl… genau das richtige für mich an dem nebelgrauen Samstagmorgen heute😊!
    ..Ich krieg Lust auf Kipferl mit Butter😁.
    Ganz liebe Grüße!
    Sabine

    1. Ein Sonnen-Feuer-Butter-Gefühl … die Protagonistin des Butter-Romans von Azako Yusuki hätte ihre helle Freude an dir. Und sie würde wohl auch ein wenig neidisch sein auf dein Kipferl Butter Frühstück. Lass es dir schmecken, liebe Sabine.
      Ein schönes und erholsames Wochenende wünsche ich dir.
      Romy

  2. Gerade heute habe ich mich gefragt, ob du schon angefangen hast, „Butter“ zu lesen. Die Protagonistin wird noch viele kulinarische Abenteuer erleben und ich freue mich darauf, das Buch (wenn du es fertig gelesen hast) mit dir (als Japan-Expertin) zu besprechen.
    Ich liebe die Farben des 6. Baums und hoffe, du wirst noch viele weitere Bäume gestalten.

    1. Gerade ist der elfte Baum fertig geworden, liebe Uli.
      Das Interessante bei diesem Projekt ist,
      dass mit dem täglichen Tun,
      auch immer mehr Ideen auftauchen,
      und es mir von Tag zu Tag mehr Freude macht.

  3. Bäume und Butter! Wie passt das zusammen? – Ja. Es passt! ❤️ Danke, dass du mich wieder teilhaben lässt an deinem Tun und Neuem-Entstehen-Lassen!

    Vom Buch war/bin ich auch ganz begeistert!

    1. Danke Angela, schön, dass du mich wieder besucht hast. Das Buch Butter ist wirklich speziell. Es nimmt immer wieder überraschende Wendungen. Nichts ist vorhersehbar. Auch die Protagonistinnen lassen sich in kein gewohntes Schema einreihen. Und ja, du hast recht. Bäume und Butter passen zusammen … allein schon vom Klang her … und auch sonst irgendwie.
      Liebe Grüße
      Romy

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