Wortschätze

Schreiben in mein Notizbuch

Romys Nacht- und Tag-Buch 45

Wie viele Worte habe ich in dieser Woche geschrieben? Wie viele gelesen? Tage mit Fieber im Bett lassen mir Zeit und Muße zum Lesen und Schreiben. Und zum Nachdenken über das vergangene Jahr. Ich schreibe an meinem Jahresrückblick. Die Schreibtüren öffnen sich und ich genieße das Glück anregender Lektüre.

Sonntag, 10. Dezember

Die Büchereien Wien melden, dass das Buch „Allein“ von Daniel Schreiber jetzt für mich bereitgestellt ist. Ich öffne es auf meinem iPad. Ein Gespräch mit dem Autor auf Ö1 hat mich neugierig gemacht. Mir gefällt die Art, wie Daniel Schreiber dieses Thema angeht. Sein ehrliches, persönliches und authentisches Schreiben spricht mich an. Er beschreibt komplexe Zusammenhänge auf eine einfache und zugängliche Weise. Und er stellt viele Fragen. Das Buch fordert mich heraus, genau hinzuschauen. Wie ist es dazu gekommen, dass ich alleine lebe? Fühle ich mich manchmal einsam? Als Künstlerin ist das Alleinsein für mich der Boden, auf dem vieles wachsen kann. Zum Glück bin ich meistens gerne alleine. Trotzdem kenne ich Gefühle der Einsamkeit. Ich bin erst am Anfang des Buches und ich freue mich darauf, es fertig zu lesen.

Mit dem iPad in Bücherwelten eintauchen … hier das „Blutbuch“ von Kim de l’Horizon

Montag, 11. Dezember

Vielleicht hat meine derzeitige Lektüre des Allein-Buches mir diese Begegnung ermöglicht. Oft sind meine nächtlichen Träume voll mit schwierigen Erlebnissen. Ganz selten erlebe ich so schöne und ungetrübte Träume wie heute Nacht.
Ein Treffen mit einer vergangenen Liebe. Sofort sind wir wieder bedingungslos und ohne Angst füreinander entflammt. Das Glück eines Seins im absoluten Jetzt … grenzenlos und voll präsent. Das schöne Gefühl begleitet mich in den Tag hinein. Und jetzt, wo ich darüber schreibe, zaubert es mir ein Lächeln ins Gesicht.

Dienstag, 12. Dezember

Gebannt folge ich den Gedankengängen von Virgina Woolf. „Ein Zimmer für sich allein“ gelesen von Erika Pluhar. Heute mache ich einen Ausruh-Tag. Ich habe leichtes Fieber und einen entzündeten Hals. Virgina Woolfs Gedanken muten seltsam aktuell an. Ich lasse mich von den abenteuerlichen Reisen ihres Geistes inspirieren. Eine eigenartig blass bunte Bilderwelt entfaltet sich vor mir. Ich bewundere ihre Art zu denken und zu schreiben. Sie drückt ihre Gedanken sehr präzise aus. Ihre Worte bekräftigen mich im Wunsch, das Schreiben intensiver anzugehen.

Ein Ausruh-Tag auf der Couch

Mittwoch, 13. Dezember

Ich verliere meinen Vater und meinen Bruder in einer desaströsen Gegend. Warum haben sie nicht auf mich gewartet? Enttäuscht und ängstlich mache ich mich auf die Suche. Dieser chaotische und beunruhigende Traum lässt mich mitten in der Nacht aufwachen. Ich beginne über eigene Schreibprojekte nachzudenken. Soll ich im nächsten Jahr an einem elfmonatigen Lehrgang teilnehmen? Wie würde ich schreiben, wenn ich mich mit meiner ganzen Lebendigkeit darauf einlassen würde? Was würde sich in meinem Leben verändern? Diese Gedanken wühlen mich auf. Ich stehe auf und notiere meine Ideen auf rosafarbenen Karteikarten. Dann schreibe ich diesen Eintrag in mein Nacht- und Tag-Buch.

Donnerstag, 14. Dezember

Der Lebensfluss nimmt manchmal auch ungeplante Wege. Wie oft habe ich im letzten Jahr damit gehadert, in meiner körperlichen Leistungsfähigkeit eingeschränkt zu sein. Wenn ich jetzt zurückschaue, staune ich über die neuen Wege, die sich mir dadurch erschlossen haben. Ich habe damit begonnen, diese Alltagschronik, mein Nacht- und Tag-Buch zu schreiben und Geschichten aus meiner Kinderzeit. In mir entsteht der Wunsch, mein Schreiben zu vertiefen und es fokussierter anzugehen. Mein nächstes Jahr wird ein Schreibjahr werden. Dafür habe ich mich jetzt entschieden. Ich freue mich darauf, neue Wege auszuprobieren und mich schreibend auf Entdeckungsreise zu begeben.

Freitag, 15. Dezember

Gleich nach dem Aufwachen schaue ich in den Spiegel im Bad. Meine Augen glitzern seltsam und die Wangen sind rot und heiß. Ich fühle mich innerlich ausgetrocknet. Da fällt mir ein, dass ich am Vortag eine Papaya gekauft habe. Mein trockener Mund lechzt danach. Also schneide ich mir zum Frühstück eine Scheibe davon herunter. Ein Stern aus runden, glitschigen Samen erinnert mich an die letzte Nacht. Ich ging nach draußen, weil ich die Sternschnuppen sehen wollte. Am 14. Dezember sollen bis zu 60 Sternschnuppen pro Stunde am Himmel zu sehen sein. Das hatte ich irgendwo gelesen. Der Sternschnuppenschauer der Geminiden. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Draußen erwartete mich ein trüber Himmel. Ich war ein wenig enttäuscht. Aus war jetzt der Sternentraum …

Papaya
Der Papaya-Stern

Samstag, 16. Dezember

Das Nachdenken über meine größten Erfolge im letzten Jahr führte mich auf spannende Wege … Vor meinem inneren Auge erscheint der Vorgarten. Vor wenigen Jahren habe ich ihn in mühsamer Kleinarbeit angelegt. Unterdessen ist daraus ein kleines, nur wenige Quadratmeter großes Paradies gewachsen. „Deine Blumen sind so, als würden sie nie aufhören“, sagt der kleine Nachbarbub eines Tages zu mir. Dieses Jahr hat mir mannigfaltige Erfolge gebracht. Ich bekam immer wieder Anerkennung für mein Schreiben, für meine Kunst … aber diese Worte über meinen Vorgarten haben mir die größte Freude gemacht.
Es war eine gute Entscheidung, dieses verhärtete Stück Erde zu einem Garten umzugestalten. Dieser bringt mir heuer vielfältige und unerwartet große Ergebnisse … zwanzig prachtvolle Granatäpfel, kiloweise gelbe schmackhafte Pfirsiche, eine unglaubliche Vielfalt an Insekten und zu jeder Jahreszeit ein neues buntes Blumenerlebnis.
Über meinen Vorgarten könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Vielleicht tue ich das eines Tages, wer weiß?

4 Kommentare

  1. Gute Besserung, liebe Romy! Da hat es dich ja ganz schön erwischt mit Fieber und Halsweh. Ich finde es so toll, dass du dich für den Schreibkurs angemeldet hast und freue mich, deine Schreibfortschritte im nächsten Jahr mitzuverfolgen.
    Hab einen schönen dritten Advent!
    Liebe Grüße
    Kerstin

    1. Liebe Kerstin,
      gar so arg krank war ich nicht diese Woche. Sonst hätte ich nicht so viel lesen und schreiben können. Ja, ich freue mich auf den Lehrgang und bin schon sehr gespannt, was sich bei mir daraus Neues entwickeln wird. Fein, dass du mich auch im nächsten Jahr dabei begleiten wirst.
      Herzliche Grüße
      Romy

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