Romys Nacht und Tag-Buch 31
Diese Woche wird gleich zweimal blau gefeiert. Ein Cyanotypiekurs bei mir im floramiraculo ArtLabor und eine Ausstellung in der m-zone im Museum Mistelbach. Ich muss mir Zeit und Kraft genau einteilen, damit alles zu meiner Zufriedenheit verlaufen kann.
Sonntag, 3. September
Wir sitzen beim Heurigen unter dem Nussbaum. Aus seiner Krone fallen beflügelte Ameisen auf den Tisch. Komisch, denke ich, ob sie wohl nicht fliegen können? Normalerweise lassen sie sich Flügel wachsen, um einen neuen Staat zu gründen. Wir suchen uns einen ameisenfreien Tisch. Es wird ein gemütlicher Abend mit schmausen bei angeregter Unterhaltung. Auf der Rückfahrt leuchtet das Abendrot in den wundersamsten Farbtönen. Es tut gut, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Ich liebe diese Fortbewegungsart, die regelmäßige Bewegung und das Betrachten der langsam vorbeiziehenden Natur. Der weite Himmel und die sanfte Landschaft des Weinviertels begleiten uns. Es ist ein gutes Gefühl, hier zu Hause zu sein.
Montag, 4. September
Ein getigerter Morgenhimmel. In der Wohnwerkstatt warten die Bilder und das benötigte Werkzeug. Heute wird im Mamuz aufgebaut. Um neuen Uhr werde ich mit dem Auto abgeholt. An der frisch gestrichenen Wand habe ich die Hängung ausprobiert. Ich habe überlegt, ob ich die Fotos mit der Entstehungsgeschichte wie ein Band an der Wand oder am Boden, in den Raum hinein greifend, positioniere. Manchmal denke ich, dass das Arrangieren und Vorbereiten und das Hängen im Raum fast mehr Zeit benötigen als das Herstellen eines Werkes. Aber das achtsame Hängen verändert einen Raum und die Wirkung kann sehr unterschiedlich sein. Ich bin schon gespannt darauf, wie das alles dann im großen Raum vom Mamuz im Zusammenspiel mit den Werken der anderen Künstler*innen wirken wird.
Dienstag, 5. September
Ich freue mich auf unser heutiges Zoom-Treffen in der Biografischen Schreib-Gruppe. Eigentlich kennen wir einander erst seit ein paar Wochen und das vor allem Online. Doch durch dieses gemeinsame Unterwegssein und an denselben Themen arbeiten, entsteht eine tiefe Verbindung. Unser Austausch ist sehr inspirierend für mich. Den Sommer durch waren einige von uns nur reduziert dabei. Sie waren beschäftigt mit Urlaub und Familienzeit. Auch ich habe in den letzten Wochen weniger geschrieben und mir eine Auszeit genommen. Diese Woche ist meine Zeit noch ausgefüllt mit der Ausstellung und dem Cyanotypiekurs am Samstag. Aber dann werde ich mich wieder mit neuem Elan dem biografischen Schreiben widmen.
Mittwoch, 6. September
Erster Praktikumstag für meine älteste Enkelin im Kleinkindergarten von Wolkersdorf. Heute kommt sie zum Mittagessen. Vor einer Woche hat sie noch vor ihren Nachprüfungen im Gymnasium gezittert. Ich habe ihr prognostiziert, dass sie es schaffen wird. Sie hat so viel gelernt dafür. Die bestandenen Prüfungen in Spanisch und Rechnungswesen werden wir mit einem Ruckzuck (Apfelstreuselkuchen) feiern. Das war mein Versprechen. Heute ist es so weit. Freude und Stolz über die Ausdauer, das Dranbleiben und den Erfolg …
Ich bin gespannt, wie ihr erster Tag war. Schön, dass in ihrer Schule Praktika gemacht werden. Es ist so wichtig für Jugendliche Erfahrungen mit der Arbeitswelt zu sammeln. Gleich werde ich mich an den Ruckzuck machen.
Donnerstag, 7. September
Eine unruhige Nacht. Heulende Hunde und ein Mond, der direkt auf mein Terrassenbett leuchtet. Das Einschlafen wird mir schwer. Mit Kissen und Decke ziehe ich mich in mein Schlafzimmer zurück. Hier ist es ungewohnt ruhig. Kein Grillenzirpen und keine raschelnden Nachttiere. Ich vermisse die frische Luft und den Himmel über mir. Nach vergeblichen Einschlafversuchen gehe ich wieder auf die Terrasse. Ich sitze auf meinem Bett und bewundere das vom Mond hin gezauberte Schattenspiel an der Wand. Er spiegelt sich auf der dort lehnenden Glasplatte. Unterdessen ist die Liegefläche meines Bettes im Mondschatten. Ich genieße die frische und kühle Luft. Bald wird es wohl zu kühl sein, um draußen zu schlafen.
Freitag, 8. September
Der Platz vor dem Museum füllt sich langsam. Die Eröffnungsfeier unserer Ausstellung mit Musik, Tanz und kulinarischen Genüssen lockt viele Besucher*innen an. Als ich sehe, wie meine Tochter und die mittlere Enkelin den Weg entlang auftauchen, hüpft mein Herz vor Freude. Sie sind mit dem Bus hierhergefahren, trotz Arbeits- und Schulstart-Stress. Es ist so fein, sie dabei zu haben. Liebe Freunde tauchen auf, alte und neue Bekannte. Dann beginnt es mit einer Tanzaufführung, Reden der Bürgermeister von Mistelbach und Wolkersdorf. Die Kuratorin stellt uns Künstler*innen einzeln vor, spricht über Leben und Werk. Ich stehe da, staune und genieße. Was für ein schöner Abend.
Samstag, 9. September
Heute ist der letzte Cyanotypiekurs für heuer. Andrea Selina ist schon gestern Abend aus München angereist. In den letzten Tagen habe ich alles so weit vorbereitet, dass für die Teilnehmerinnen die Materialien und Arbeitsorte bereitstehen, sodass der Ablauf optimal funktionieren kann. Ich bin schon gespannt, wie es diesmal werden wird. Jeder Kurs ist anders. Das hängt von den Teilnehmer*innen, dem Wetter, der Umgebung und den Pflanzen ab. Es entstehen je nachdem ganz unterschiedliche Werke. Bei jedem Kurs lerne ich etwas Neues dazu. Ich freue mich auf einen neuen, abenteuerlichen Tag.
AUSSTELLUNG
WOLKERSDORF BESUCHT MISTELBACH
m-zone
MAMUZ
Waldstraße 44-46, 2130 Mistelbach
8. September – 1. Oktober 2023, Di – So von 10 bis 17 Uhr