Romys Nacht- und Tag-Buch 134
Schreiben, Besuche, und gehen durch die spätsommerliche Weinviertler Landschaft, kühle Nächte und letzte heiße Tage.
Sonntag, 24. August
An diesem Wochenende ein letztes Treffen des Memoir Lehrgangs vom writers studio. Wir alle haben wir unterdessen konkrete Buchideen im Kopf. Ich bin dankbar für den Austausch, das gemeinsame Schreiben, und Lernen, die anregenden Impulse und Rückmeldungen. Sie haben meinen Horizont erweitert, mich herausgefordert und mir gut auf den Weg geholfen. Jetzt geht es weiter. Es ist noch viel zu tun. Manchmal habe ich das Gefühl, noch ganz am Anfang zu stehen.
Montag, 25. August
Der Weg durch die Hecke ist beinahe zugewachsen. Der Weg dahinter wird von hohen Gräsern gesäumt. Oben auf der Schmetterlingswiese ein reges Treiben. Tanzendes, flatterndes Glück. Den Aufstieg habe ich leicht geschafft. Ich sitze auf der Bank und freue mich so sehr über meine Beine, meine Knie, die wieder stärker werden und mich zuverlässig über Stock und Stein tragen.

Dienstag, 26. August
Ich bin aufgeregt. Gerade habe ich gesehen, dass ich eine Mail mit dem ersten Feedback meiner mir neu zugeteilten Lektorin vom Fernkurs bei der Textmanufaktur bekommen habe. Ich lese ihre Mail, ihr Feedback, nehme wahr, dass es eine wohltuende Mischung aus Bestätigung, Anerkennung und Vorschlägen zum Verbessern des Textes, zum Erlernen des Schreibhandwerks ist. Ihre Lektüreempfehlung: „Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ freut mich. Es ist eines meiner Lieblingsbücher.
Mittwoch, 27. August
Mit dem Radl über Waldwege balancieren. Es ist schon spät, doch ich möchte auf der Anzengruberhöhe noch letzte Sonnenstrahlen genießen. Ich stelle das Rad ab und nehme den steilen Aufstieg zu Fuß. Oben staune über die Trockenheit auf der Waldwiese. Das schräg einfallende Sonnenlicht lässt die Gräser in Orange, und Gelb strahlen. Ihre Rispen ragen in alle Richtungen, die Samen vom Wind weg gebürstet. Der Abstieg wird herausfordernd – gut, dass ich meine Wanderstöcke dabeihabe. Durch die Bäume leuchtet ein warmes Licht.

Donnerstag, 28. August
Mit dem Messer geköpft oder mit dem Löffel angeklopft: Nach dem Eiweiß zeigt sich der dunkelgelbe Dotter, je nach Kochzeit fest oder noch ein wenig flüssig. Weich, hart oder wachsweich – darüber sind schon viele Diskussionen geführt worden. Gestern sind die Eier aus meinem Hühnergarten, die ich als Gastgeschenk zum Nachmittagsbesuch mitgebracht hatte, als drei, vier oder fünf Minutenei auf dem Frühstückstisch gelandet und ich habe die Nachricht bekommen, dass sie köstlich waren.

Freitag, 29. August
Eine Freundin aus Wien kommt mich besuchen. Sie hat ihren kleinen Enkel mitgebracht. Sie ist erstaunt, über die braun-dörre Krone der Schwarzföhre im Nachbargarten. Ich erzähle vom Pilz, der die von Trockenheit gestressten Bäume befällt. Der Kleine horcht auf, fragt nach. Wir reden über Pilze. Das Thema interessiert ihn. „Es gibt aber auch Pilze, die dem Baum guttun“, sage ich. „Die Pilze im Boden und der Baum sind Freunde, sie helfen sich gegenseitig. Der Baum kommt durch seine Hilfe leichter zu Wasser und Nährstoffen“. „Ja und der Baum gibt dem Pilz Zucker“, erwidert der Kleine. Ich bin beeindruckt über sein Wissen um diese Zusammenhänge.
Samstag, 30. August
Und wieder geht es auf die Reise. Mein rosaroter Koffer ist gepackt. Heute fahre ich mit dem Zug quer durch Tschechien bis nach Berlin. In Breclav und Prag muss ich umsteigen. Die Sitzplätze sind reserviert und ich hoffe, dass ich es trotz kurzer Umstiegszeiten schaffe, die Anschlusszüge zu erreichen. Und wie immer, wenn es auf die Reise geht, bin ich ein wenig aufgeregt.