Von der Rückkehr des Vogelgesangs

Romys Nacht – und Tag-Buch 128

Am frühen Morgen, Vogelgesang. Wo war er in den letzten Wochen? Ausgeblendet vom grauen Tag? Auch die Farben gewinnen ihre Kraft zurück. Am Himmel leuchtendes Morgenrot.



Sonntag, 13. Juli

Der Kaffee steht noch immer neben mir. Unterdessen ist er schon längst kalt geworden. Nach längerer Zeit bin ich wieder im Arbeitsflow versunken, habe alles um mich herum vergessen.
Ich bin woanders, – bin eine junge Frau. Das erste Kind ist unterwegs. Es ist Muttertag. Ein Picknick im Wald. In der Nacht kommen die ersten Wehen …
Die Magie des Eintauchens in diesen Moment, seine Farbe, Gefühle. Erfahrenes nochmals erleben und dann mit Worten neu erfinden.

Montag, 14. Juli

Ich habe mir eine Probeversion vom Schreibprogramm Scrivener auf meinen Laptop geladen. Während dem Probemonat möchte ich mir Zeit nehmen, um herauszufinden, ob ich damit weiterarbeiten möchte. Mit der wachsenden Größe des Manuskriptes wird es zunehmend schwierig den Überblick zu bewahren. Ich denke, es könnte hilfreich sein, alles an einem Ort organisiert zu haben. Ich habe angefangen, den zweiten Teil meines Roman-Projektes zu organisieren und bearbeiten. Bis jetzt funktioniert alles recht gut. Ich bin gespannt darauf, ob und wie ich mich in dieses Programm hineinfinden werde.

Dienstag, 15. Juli

Manchmal wenn ich an meinem Kriecherlstrauch im Hintergarten vorbeigehe, pflücke ich mir eine Handvoll dieser verheißungsvollen Früchte. Ich setze mich damit an den kleinen Teich und schaue den beiden Goldfischen zu, wie sie parallel zueinander ihre Schwimmkünste zelebrieren, liebevoll um einander herumschwänzeln und dann unvermittelt kleine Verfolgungsjagden zelebrieren.
Die Früchte in meiner Hand sind Gelb, Orange gesprenkelt, Hellrot, Rot, Dunkelrot oder Blaurot. Dem Dazwischen der Farbnuancen folgt ein immer wieder anderer Geschmack. Die Gelben sind erfrischend süßsauer, ein wenig knackig noch und die Blauroten am andern Ende der Skala versprechen eine vollmundige Weichheit gefolgt von einer runden Süße.

Mittwoch, 16. Juli

Wie kann ich ihnen in meine Erinnerung zurückhelfen? Lebhafte Träume, meine Nase war tamponiert. Nur diese kleine Sequenz ist am Morgen noch da. Gerne würde ich wissen, wie es dazu gekommen ist. Aber dass nach dieser langen Zeit der grauen Nächte wieder eine kleine Tür zum Träumen aufgeht, taxiere ich als positives Signal.
Gestern Abend nach der Kontrolluntersuchung beim Orthopäden ist es mir so gut gegangen, dass ich mich entschieden habe, vor dem Schlafen kein Schmerzmedikament zu nehmen. So entledige ich mich nach und nach der „Krücken“, die mich in den letzten Wochen durchs Leben getragen haben.

Donnerstag,17. Juli

On the road again –. Mit dem kleinen rosaroten Koffer mache ich mich auf den Weg, befestige ihm mit Gummibändern am Gepäckträger und radle zum Bahnhof. Der Regen macht eine kurze Pause. Kaum angekommen, prasselt es wieder. Ich ziehe den Kopf ein und gehe hastig die noch fehlenden Meter vom Parkplatz zum bereitstehenden Zug. Schnell drücke ich auf den grünen Knopf, die Tür öffnet sich und ich steige ein. Noch bin ich allein, der Wagon ist leer. Ich atme tief durch, meine Nase erkennt den Geruch. Der Sessel am Fenster lächelt mir zu und lädt mich ein, Platz zu nehmen.

Freitag, 18, Juli

Ausdauernder Regen. Im Waldviertel herrscht ideales Schreibwetter. Im Kunsthaus Horn residieren in dieser Woche die Schreibenden. Es gibt drei verschiedene Seminare mit je 12 Teilnehmenden. Ich nehme am Kurs von Gustav Ernst teil. Wir beschäftigen uns spielerisch und mit großer Ernsthaftigkeit mit Gefühlen, Ängsten und Leidenschaften. Das Programm ist dicht getaktet. Dazwischen wird viel geredet und gefachsimpelt.

Samstag, 19. Juli

Ich promeniere über eine hohe Fußgängerbrücke. Tief unter mir wuchernde Wildnis, dann ein Bach. Zwischen dem vielen Sitzen und schreiben schaue ich, dass auch die Bewegung nicht zu kurz kommt. Im Gehen entwickeln sich neue Gedanken und nehmen Form an. Das Seminar ist intensiv und bringt meinen Kopf ins Rauchen. Da ist es gar nicht so schlecht, dass uns das Wetter immer wieder erfrischende Regenschauer beschert.


Wer schreibt hier?

Ich bin Romy Pfyl.

Als Autorin und Bloggerin veröffentliche ich wöchentlich Alltagsmomente in meinem Nacht- und Tag-Buch. Neben Kurzgeschichten arbeite ich an einem Romanprojekt.

Meine Texte verbinden präzise Naturbeobachtungen mit persönlichen Reflexionen und erzeugen so einen eindringlichen, emotionalen Raum.

www.romy-pfyl.com



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