Wachsendes Rosenrot

Romys Nacht- und Tag-Buch 127

Ein bisschen Farbe, ein bisschen Rosa gegen das Grau. Wenn ich ehrlich bin: manchmal ringe ich damit, mich selbst bei Laune zu halten. Die Tage ziehen sich – erst nach dem Knöchelbruch, dann die Knie-OP – und ich, festgenagelt zwischen Schmerz, Ungeduld und wankenden Stimmungen.


Sonntag, 6. Juli

Es hat eine Weile gedauert, bis meine Ungeduld akzeptieren konnte, dass das Schreiben im Moment nicht an erster Stelle steht. Hauptsächlich muss ich mich ums Gesund werden kümmern.
Doch es ist gewonnene, nicht verlorene Zeit. Auch wenn meine Vorstellungen und mein ursprünglicher Zeitplan ganz anders aussahen.
Ich habe zwei meiner Texte mit Sorgfalt überarbeitet. Dabei habe ich gespürt, wie gut es ist, wenn Gedanken Zeit zum Wachsen haben. Wenn Worte reifen dürfen, ohne gedrängt zu werden.

Montag, 7. Juli

In der Nacht hat es abgekühlt. Regenwetter. Eine feuchte Luft berührt meine Nase und das Tropfen auf dem Dach wirkt entspannend. Ich liege unter der warmen Decke im Terrassenbett und staune hinaus ins nasse Grün. Vier Punkte auf der to do Liste sind bereits abgehackt und auch anderes schon erledigt – Telefonate und Terminabklärungen. Die Hühner haben frisches Futter und Wasser bekommen und die Wäsche liegt gefaltet im Schrank. Es ist noch nicht zehn Uhr und schon bin ich wieder müde. Im Knie ein wetterfühliges Unbehagen. Das tägliche Übungsprogramm verschiebe ich auf später.

Dienstag, 8. Juli

Grottenschlecht geschlafen und früh aufgewacht. Der Himmel: ein Paradebeispiel für ein besonders uninspiriertes Grau. Grausig-grauenhafte Grauheit, murmle ich in die Kaffeetasse, rümpfe meine Nase und versuche mir selbst ein wenig zuzulächeln. Dann: Ordnung schaffen, Staub wischen, Kissen richten – erstaunlich, wie sehr sich die Stimmung ändert, wenn das Waschbecken glänzt. Später: Physio, eine Rückenmassage, sanfte Hände auf meinem Knie, und zum Schluss eine Umarmung. Draußen bleibt es weiter grau. In mir ein wachsendes Rosenrot.

Mittwoch, 9. Juli

Eis schlemmen, heute muss das sein. – Ich wähle den Nuss-Nougat-Traum. Knusprige Haselnüsse und eine cremig schmelzende, süß die Zunge umschmeichelnde Coolness bringen frischen Mut.
Am Morgen war ich in Wien zum Röntgen, anschließend bin ich mit dem Wolkimobil zur Hausärztin gefahren. Später habe ich in der Apotheke pflanzliche Tropfen für einen ruhigeren Schlaf geholt, unterwegs meine Nachbarin getroffen und den Nachmittag gemeinsam im Kaffeehaus ausklingen lassen.

Donnerstag,10. Juli

Am unebenen Weg aufwärts schiebe ich mein Rad. Auf meiner rechten Seite wächst der Wein mit seinem frisch rankenden Grün. Links von mir ein Getreidefeld, hochstehende Halme mit reifenden, mir entgegen nickenden Ähren.
Oben angekommen steige ich wieder auf und radle auf dem kiesigen aber ebenen Weg in Richtung Pillichsdorf. Die Strecke ist etwas anspruchsvoll. Ich passe auf, fahre langsam und richte meinen Blick auf die Straße.

Freitag, 11. Juli

Meine mittlere Enkelin kommt zu Besuch. Ich stehe in der Küche und bereite für uns das Mittagessen vor. Es gibt Linsen-Bratlinge mit einer Gurken-Joghurtsauce, Paradeisern und Rettich. Zur Nachspeise genießen wir ein Schoko-Bananenmousse mit einem frischen Kompott aus den roten Kriecheln vom Garten. Nach dem Essen spazieren wir durch die Landschaft, rasten auf einem Bankerl am Bach und führen tiefsinnige Großmutter Enkelinnen Gespräche.

Samstag, 12. Juli

Ich nutze das feuchte, kühle Wetter, um die schon lange anstehenden Arbeiten zu erledigen. In meinem Vorgarten herrscht ein alles überbordendes Wachsen. Ich entferne Verblühtes und in den Weg hinein wucherndes. In den letzten Tagen habe ich öfters auf meinen Spazierrunden vom Wegrand Samen mitgenommen und sie anschließend in meinem Vorgarten in die regenfeuchte Erde gestreut. Jetzt haben sie genügend Platz zum Aufgehen und ich hoffe, dass sie mir einen bunten Herbst bescheren.

4 Kommentare

  1. Liebe Romy, wie gut ich deine Ungeduld verstehen kann! Mir geht es ja jetzt schon so, obwohl ich ja nur einen Knöchelbruch habe und nicht anschließend noch eine Knie-Operation. Und auch mein Schreiben stockt – obwohl ich ja eigentlich Zeit zum Schreiben gehabt hätte. Aber mir ist beim Schreiben meines letzten Blogbeitrags klar geworden, dass bei mir Bewegung und Kreativität eng miteinander verbunden sind (https://timetoflyblog.com/2025-einhalb). Ich wünsche dir gute Heilung, viel Geduld und schicke dir liebe Grüße eva PS: Was du mit deiner Enkelin gekocht hast, klingt sehr lecker!

    1. Liebe Eva,

      wie heißt es so schön: „Geduld bringt Rosen“ …
      Ob wir beide Geduld haben oder uns der Ungeduld hingeben, ändert nichts daran, dass der Heilprozess dauert.

      … und aus dem gut gelagerten Mist wachsen die schönsten Rosen 🙂

  2. Und trotz allem klingt Optimismus durch deinen Text!
    Dein Rosenrot erblüht! ♥️
    Sei geduldig mit dir – auch wenn es schwierig scheint! Alles Liebe für dich!

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