Intro
Der unbändige Frühling und sein lebendig wildes Sprießen inspirieren und beflügeln mich. Grün ist die Lieblingsfarbe der Natur. Mit dieser Anleitung möchte ich dich herzlich zu einer kreativen Reise ins Grüne einladen. Du musst dafür nicht weit gehen. Meist wirst du (auch wenn du in der Stadt wohnst) direkt vor der Haustüre fündig. Schon im Spätwinter beginnt es überall zu sprießen. Aber eigentlich findest du grüne Blätter und Gräser das ganze Jahr über. Besonders viel Freude bringt uns das Grün aber im Frühling. Nie vergesse ich den Moment, als ich auf meiner ersten Italienreise, kurz nach Ostern, vor einer Hecke mit frisch ausgetriebenen Blättern stehe, förmlich versunken und auf magische Art angezogen von diesem unglaublich leuchtenden Grün. Es gelingt mir nur schwer, mich wieder davon loszureißen. Zu meinen mich begleitenden Freunden sage ich, dass ich wahrscheinlich Grün-süchtig geworden bin.
Über die Wirkung von Grün
Die Erfahrung lehrt uns, dass die einzelnen Farben besondere Gemütsstimmungen erzeugen. Grün steht für Ausgewogenheit, Neutralität und Entspannung. Beim Anblick von Grün kann sich das Auge am besten ausruhen und es wirkt wie Balsam auf Körper und Seele. Es erzeugt innere Ruhe und Ausgeglichenheit, führt zu schneller Entspannung und Erholung. Zudem soll es besänftigend wirken bei akuten und nervösen Störungen, Nervenüberreizung, seelischer Erschütterung und Stress.
„Unser Auge findet in dieser Farbe reale Befriedigung. Wenn beide Mutterfarben sich in der Mischung genau das Gleichgewicht halten, dergestalt, dass keine vor der anderen bemerklich ist, so ruhen das Auge und das Gemüt auf diesem Gemischten wie auf einer einfachen Farbe. Man will nicht weiter und man kann nicht weiter“.
Johann Wolfgang von Goethe
Goethe kam zum Schluss, dass Grün nicht nur beruhigt, sondern dass es auch das Erinnerungsvermögen stärkt und das logische und kreative Denken fördert.
Anleitung zur kreativen Grünerkundung
Mache eine kurze Spazierrunde und lasse deine Augen die verschiedensten Grünnuancen in den Blättern und Gräsern der Umgebung erkunden. Pflücke jeweils nur ein paar Blätter oder ein Büschel Gras pro Sorte. Für das heutige kreative Experiment geht es hauptsächlich um die Farbe und nicht um die Form der Blätter.
Gehämmerter Pflanzendruck
Hapa-zome oder gehämmerter Pflanzendruck ist eine Technik, die ursprünglich aus Japan stammt. Die kräftigen Farben von Blüten, Gräsern oder Blättern werden in Stoff oder auf Papier gehämmert. Die Farbstoffe der Pflanzen dringen direkt ins Material ein.
MATERIALIEN
Verschiedene grüne Blätter
Hammer
Haushaltsfolie
Aquarellpapier oder festes Zeichenpapier
Schneidebrett
Du legst das Papier auf das Schneidebrett, darauf die Blätter und darüber die Haushaltsfolie. Dann hämmerst du mit dem Hammer den Pflanzensaft aus den Blättern und färbst so nach und nach das ganze Blatt mit den verschiedenen Blättermaterialien ein.
Damit ist dein erstes Hapa-zome fertig. Es gibt nun unzählige Möglichkeiten, wie du deinen Pflanzendruck weiter verarbeiten kannst. Vielleicht inspiriert dich die Textur deines Druckes dazu, mit Stiften neue Figuren zu erfinden und hineinzuzeichnen. Oder du möchtest deinen Druck auch einfach pur, so wie er ist, signieren, rahmen und aufhängen. Ich habe meinen gehämmerten Pflanzendruck zu einer Collage weiter verarbeitet.
Mit der Technik des gehämmerten Pflanzendruckes gibt es noch unzählige weitere Möglichkeiten. So kann man, wenn etwas feiner und vorsichtiger gearbeitet wird, auch einzelne Blätter mit ihrer Umrissform oder auch Blüten abdrucken. Bei unserer heutigen kreativen Reise geht es jetzt erstmal einfach nur um dieses wunderbare und saftige Grün. Um den Geruch des Chlorophyll in der Nase, ums Ausprobieren wie du dieses Grün aufs Papier bekommen kannst und um die Inspiration, was du mit diesem Grün ausdrücken und wie du es weiter verarbeiten möchtest.
Jetzt bin ich schon sehr gespannt auf deine kreative Grünerkundung. Wie es dir dabei geht und was du damit gestaltest. Ich freue mich darauf, von dir zu hören!
Danke für die Inspiration, liebe Romy. Grün hat wirklich eine ganz besondere Wirkung auf Geist und Seele. Ich empfinde eine große Sehnsucht, wenn ich im Frühling nach einem langen, grauen Winter die ersten Grün-Nuancen entdecke.
Von dieser Hämmertechnik habe ich noch nie gehört. Tolle Idee. Danke dafür!
Herzlichste Frühlingsgrüße
Kerstin
Ja, so ist es mir auch ergangen liebe Kerstin und dann bin ich beim freudigen Tun so richtig in den Fluss gekommen.
Liebe Romy, das ist eine kreative Technik mit Naturmaterialien, die sogar für ein Stadtkind wie mich funktionieren. Brett, Hammer, Frischhaltefolie – alles da. Danke!
Deine Grünerkundung hat mich an meine Kindheit erinnert. Da haben wir fast genau das gleiche gemacht, vor allem im Frühling. „Material“ gesammelt aus den weitläufigen Gärten: Blätter, Gräser, Blüten.
Und dann haben wir damit gemalt. Allerdings auf den Gehweg-Platten, nicht auf Papier.
Ich weiß noch, das ich am liebsten mit Zierjohannisbeeren gemalt habe. Die Blätter waren fest, ich konnte sie in meinen Händchen gut zusammenrollen und zum „Stift“ machen. Und die Blüten waren wunderschön himbeerrot. Bis heute knipse ich immer ein Blättchen ab von einem solchen Strauch und reibe es zwischen den Fingern, weil ich den Geruch so liebe und an schöne warme und unbeschwerte Kindheitstage zurück denke.
Was für wunderschöne Kindheitserinnerungen … Gerade bin ich mit dir ein wenig in meine Kindheit zurückgereist, liebe Djuke. Ich denke, es ist wichtig sich zurückzuerinnern und sich ab und zu solch tolle Naturerfahrungen auch im Erwachsenen-Dasein zu gönnen. Alles Liebe dir Romy