Leichtigkeit

Pustelblumen aufWäscheleine

Romys Nacht- und Tag-Buch 32

Diese Woche geht alles leicht von der Hand. Beim Schreiben, Tanzen, Gärtnern, Wein trinken, Rad fahren, Malen und gemeinsamen Essen genieße ich wunderschöne Spätsommertage.

Sonntag, 10. September

Am Abend bei einem Glaserl Wein den Tag rekapitulieren. Diesmal sind meine Kursteilnehmerinnen aus der Gegend von Linz, Wien und München angereist. Die Magie der blauen Bilder hat sie in mein floramiraulo ArtLabor gelockt. Es sind berührend schöne neue Arbeiten entstanden. Meine Kursteilnehmerinnen sind interessiert, stellen viele Fragen und sind begeistert von ihren ersten eigenen Cyanotypien. Es wird ein Tag mit strahlendem Sonnenschein, inspirierendem Zusammensein und feinen Gesprächen. Ich genieße es sehr, den Tag in Gesellschaft von diesen lebendigen und engagierten Frauen zu verbringen.

Cyanotypiekurs

Montag, 11. September

Tanzen unter der Trauerweide. Zaghaft beginne ich, meine Arme zu bewegen. Die Beine folgen automatisch. Sie werden immer mutiger und probieren neue Richtungen aus. Mein Kopf geht mit, auch wenn es sich gerade ein wenig schwindelig anfühlt. Aus dem Inneren meines Körpers breitet sich ein großes Strahlen aus. Wie lange habe ich nicht getanzt? Die Musik bringt Leben in meinen Garten. Auch die Trauerweide lässt im Wind ihre langen und zarten Ästchen tanzen. Sie zeigt mir vor, wie gut die Leichtigkeit tut.

Tanzen unter der Weide

Dienstag, 12. September

In der Früh, als es noch dunkel ist, höre ich einen eigenartigen Schrei aus einem der benachbarten Gärten. Es ist der Schrei eines Tieres, soviel ist sicher. Ein Vogel ist es nicht. Ich denke, es ist eher ein größeres Tier. Was ihm wohl zugestoßen ist? In der Nacht ist das Geheimnis zu Hause. Ein reges Leben, über das ich so wenig weiß. Ich höre es rascheln, summen, zirpen und manchmal so wie heute ein verhaltener Schrei. Kürzlich habe ich vor dem Einschlafen auf den Seifenkraut-Blüten ein handgroßes Insekt entdeckt. So etwas zwischen Kolibri und Falter, der Körper leicht getigert und oben am Kopf zwei weißlich leuchtende Fühler. Ich habe versucht, dieses interessante Wesen zu fotografieren. Jedoch haben die Dunkelheit und das schnelle Bewegen auf dem Bild nur einen bewegten Schatten erzeugt.

Mittwoch, 13. September

Ein zartes Zirpen begleitet mich in den Tag. Ziwitt, ziwitt ein feines Geräusch in ständig leicht veränderten Variationen. Irgendwo, weit weg, schimpft ein Vogel und ein anderer lässt ab und zu ein Krächzen hören. Auf der Hauptstraße rauschen die Autos vorbei. Die Arbeit ruft. Jetzt eine Taube, auch von ihr ein Rufen. In der Ferne ein Traktor. Das ist meine Morgenmusik.
Heute möchte ich mich ans Schreiben machen, mit der Biografie-Arbeit weiter tun. Nach einer längeren Pause braucht es jetzt einen neuen Anlauf. Ich bin neugierig, wohin diese Schreibreise mich diesmal führen wird.

Donnerstag, 14. September

Nach dem Schreiben lege ich mir die Malsachen bereit. Ich arbeite in meiner Wohnwerkstatt, weil es draußen auf der Terrasse am Nachmittag zu heiß ist. Sieben Bilder benötige ich als Illustration für meinen neuen biografischen Blogartikel „Auf der Suche nach dem Bösen“. Das Schreiben ist mir trotz des anspruchsvollen Themas erstaunlich leicht gefallen. Im Vorfeld war für mich viel Nachdenken und Austausch über die Hintergründe nötig. Dieses sich Zeit nehmen hat etwas in mir reifen lassen. Noch unter dem Eindruck der mit dem Schreiben erinnerten Geschichten beginne ich zu malen. Dabei versuche ich, mich innerlich freizumachen, um mich diesem Prozess ganz hinzugeben. Beim Malen folge ich meiner Intuition. Sie hilft mir, die Formen, Farben und Räume auf dem Papier wachsen zu lassen.

Aquarellfarbkasten

Freitag, 15. September

Mittags sind meine Fingernägel schwarz und ich bin tief zufrieden mit meinem Werken. Gestern habe ich im Vorgarten den Boden auf der einen Seite, wo der Granatapfel und der Weingartenpfirsichbaum wachsen, leicht gelockert. Das Wühlen in der Erde hat mir gutgetan. Das ist für mich so etwas wie eine essenzielle Nahrung, die ich von Zeit zu Zeit ganz nötig brauche. Nach dem Frühstücken werde ich heute die andere Seite angehen. Dort geht es ums Roden und Platz machen für die Herbstpflanzen. Mittags bin ich vom benachbarten älteren Paar zum Fisch-Essen eingeladen. Sie möchten sich dafür revanchieren, dass ich während ihrem Urlaub auf den Garten geschaut habe.

Samstag, 16. September

Nach dem Abendessen wird es ein wenig kühler. Ich habe Lust auf Bewegung und mache mich mit dem Fahrrad auf den Weg. Unterwegs setze ich mich zu einem Freund aufs Bankerl. Wir plaudern ein wenig und beobachten die Vögel im benachbarten Garten. Dann setze ich meine Runde fort. Das abendliche Licht lässt die Felder in intensiven Farbtönen erstrahlen. Vor den Haustüren werden Gartenfrüchte angeboten. Ich kaufe die ersten reifen Birnen, Zucchini, Randen und grasgrüne Paprikas. Beim Milchbauern besorge ich mir noch Bauerntopfen und Joghurt. Die gut gefüllte Satteltasche erfüllt mich mit Vorfreude auf köstliche und bunte Mahlzeiten.

2 Kommentare

  1. Es war mal wieder sehr schön, dich durch deine Woche zu begleiten, liebe Romy. Ich freue mich jeden Samstag darauf, eine neue Folge deines Nacht-und-Tag-Buchs zu lesen. Wäre gerne bei deinem Workshop dabei gewesen.
    Liebe Grüße
    Kerstin

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