Kostbare Alltags-Momente

Weg zum Wartberg

Romys Nacht- und Tag-Buch 21

Jeder Moment beinhaltet Kostbares, Abenteuerliches und Wunderbares. Wenn ich täglich schreibe und eine Chronik der Alltagsmomente erstelle, dann realisiere ich, wie viel Reichtum in meinem Leben ist.

Sonntag, 25. Juni

Oben am Wartberg mache ich endlich eine Pause. Zeitiges Aufwachen und Gedankenkreisen bringen mich auf die Idee, einen frühmorgendlichen Ausflug zu machen. Eigentlich habe ich gedacht, dass ich es ganz ruhig und gemütlich angehen möchte und dann bin ich doch wie ein Turbo mit dem Rad durch die Gegend gerast und zügig den Weg zum Wartberg gegangen. Es ist noch kühl und ich möchte oben sein, bevor es heiß wird. Ein kurzes Oben-sein-genießen und schon bin ich wieder auf dem Rückweg. Ich begegne einem toten Hasen. Seine Hinterpfoten sind noch intakt, aber der Rest ist schon in Auflösung begriffen. Dieser Anblick berührt mich. Er innert mich an die Performance von Josef Beuys, wo er einem toten Hasen seine Bilder erklärt. Der Tod als Teil des Lebens wirft mich auf den Augenblick zurück. Carpe diem – Nutze den Tag, oder pflücke den Augenblick, denn er kommt nie wieder. Danke, lieber Hase, dass du mich daran erinnert hast.

Montag, 26. Juni

Im Garten sein und ins Grüne staunen … Ein Lesetag ist es dann geworden, gestern. Mit dem Goldenen Notizbuch von Doris Lessing habe ich endlich wieder einmal ein richtiges Buch in der Hand. Sonst lese ich meistens auf dem iPad. Ich liebe den speziellen Geruch, den jedes einzelne Buch ausströmt und das Gefühl des Papiers beim Umblättern. Die Vögel begleiten mich mit ihrem Gesang und lassen mich in die Geschichte eintauchen. Ich liege in der Hängematte und genieße die schaukelnden Bewegungen. Einmal besucht mich ein kleines Eichhörnchen. Ich bitte es bei mir zu bleiben, aber es ist in Eile und schwingt sich über die Bäume weiter zum nächsten Garten.

Hängematte im Garten

Dienstag, 27. Juni

Am Abend schwimmen im Gerasdorfer Badeteich. Er ist ein kleines Naturjuwel. Auf der Wiese wuseln die Ziesel herum. Sie sind an Menschen gewöhnt und gar nicht ängstlich. Zum ersten Mal kann ich diese kleinen Tierchen in Ruhe aus der Nähe beobachten. Sie haben eine eigentümliche Art, sich zu bewegen. Ich tauche ein in diese kleine Ziesel-Welt. Wie schaut diese Badewiese wohl aus den Augen eines Ziesels aus? Viele Menschen auf Tüchern liegend wie bunte seltsame Kolosse in der Landschaft. Wenn wir Tiere beobachten, vergessen wir oft, dass diese Tiere auch uns beobachten und dass wir für sie wahrscheinlich ziemlich exotische Wesen sind.

Mittwoch, 28. Juni

Ein Tag des intensiven Schreibens. Ich schreibe einen neuen biografischen Blogartikel. Es geht um Wunden, um Erlittenes, aber auch um den gefundenen Weg der Heilung. Ein anspruchsvolles, herausforderndes und sehr wichtiges Thema. Josef Beuys sagt im Film, „Zeige deine Wunde“, dass mit dem Zeigen der Wunde ein kreativer Prozess freigesetzt werde. Und der westafrikanische Wissenschaftler und Schamane Malidoma Patrice Somé meint: „Die Wunden, die du erhalten hast, sind die Hüllen für das Gold,
das du in dir trägst.“
Diese zwei Leitsätze begleiten mich durch den Schreibprozess. Am Abend treffe ich mich auf Zoom mit meinem Berliner Blogbuddy Kerstin. Wir besprechen gemeinsam Fragen, die ich rund um den Artikel habe. Es ist immer wieder fein, ein Feedback von außen zu bekommen. Kerstin ist eine feinfühlige, inspirierende und sehr kompetente Begleiterin.

Schreibtisch auf der Terasse

Donnerstag, 29. Juni

„Ich liebe deine Art zu schreiben. Es tut mir gut, deine Beiträge zu lesen. Es berührt etwas in mir und bringt es in Bewegung und finde es sehr mutig, wie du dich in deinem Schreiben zeigst.“ Manchmal kommt so ein Feedback unverhofft und es tut mir gut. Es bestärkt mich darin, weiterzumachen und dabei die Öffentlichkeit nicht zu scheuen. Für mich erweist sich das Schreiben immer mehr als goldener Schatz. Manchmal fühle ich mich wie eine Abenteurerin in meinem eigenen Leben. Es gibt so vieles zu entdecken und die Welt ist reich an ungesehenem wertvollem Erleben. Uns fehlt das Feuer, an dem abends miteinander sitzen und davon erzählen.

Freitag, 30. Juni

Scheinbar mühelos und ohne Widerstand gleitet er durch das Wasser. Wunderschön, wie er sich bewegt, der Japanische Schwimmer Shinji Takeuchi. Ich schaue mir ein Video an, um den genauen Bewegungsablauf zu studieren. Kraulen ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit und ich bin schon gespannt, wie es mir heute beim Üben gehen wird. Als Nächstes werde ich mich auf den Armzug konzentrieren. Heute Vormittag treffe ich mich mit der Uli, einer Kraul-lern-Kollegin im Gänsehäuferl. Das ist eine Insel in der Alten Donau in Wien, die als Badeanlage genutzt wird. Wir werden uns gegenseitig bei den Übungen filmen, um zu sehen, wo es schon gut läuft und wo es noch Verbesserungsbedarf gibt.

Schwimmen im Gänsehäuferl-Bad

Samstag, 1. Juli

Was für ein wunderbarer und genussvoller Sommer-Ferien-Tag. Das Gänsehäuferl ist um 9 Uhr in der Früh noch menschenleer. Dank Schulschluss und Zeugnisvergabe sind noch keine Kinder, nur ein paar vereinzelte Frühaufsteher*innen auf dem großen Gelände. Das Wellenbad haben wir exklusiv für uns alleine. Wir nutzen die Zeit zwischen den Wellen, um einander bei unseren Kraul-Übungen zu filmen. Später erkunden wir das riesige Gelände. Wir beschließen, dass wir einander hier öfters treffen möchten. Große Schattenbäume auf zwei Seiten Donaustrand, Wellenbad, Sauna, ein ruhiger FKK Bereich, Sportbecken und alles was unser Herz begehrt. Ein genussvolles Mittagessen im Schwimmbad Bistro, Krafttraining am Nachmittag und am Abend ein gemütliches Zusammensitzen und schmausen mit den Nachbarn runden den Tag ab.

6 Kommentare

  1. Liebe Romy,
    Ich habe mich oft gefragt, warum ich selber blogge. Der Beweggrund hat sich im Laufe der Jahre geändert. Von außen kann er vermutlich auch nicht von allen erschlossen werden. Muss er aber auch gar nicht. Denn ich kann ich und ganz bei mir sein. Privat und öffentlichen zu gleich. Und ich liebe es so sehr, dass auch bei anderen zu lesen! Einblicke zu bekommen und Denkanstöße, Bilder und Inspiration. Danke für Deine offenen Blickwinkel.

  2. Vielen Dank fürs Mitnehmen in deine Woche. Es ist eine Freude, dir zu folgen. Ich sehe alles ganz deutlich vor mir, als sei ich dabei gewesen. Wie gut, dass du den Ziesel verlinkt hast. Dieses possierliche Tierchen ist mir noch nicht begegnet. Wie toll, dass du mit Uli kraulschwimmen warst. Du machst dich gut als Badenixe.
    Liebe Grüße
    Kerstin

  3. Du hast so einen wunderschön ruhigen und poetischen Stil, liebe Romy. Ich liebe diese unterschiedlichen Sichtweisen und erst durch deine Texte hat sich auch mir die Pflanzenwelt ein wenig erschlossen. Unser Treffen im Gänsehäufel war genial – und wir müssen es unbedingt wiederholen.
    LG – Uli

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