Romys Nacht- und Tag-Buch 100
Berlin, Steiermark und wieder zurück ins Weinviertel. Zwischen den Jahren schreibe ich mein hundertstes Nacht- und Tag-Buch. Trotz des Herumreisens erlebe ich eine ruhige und erholsame Zeit.
Sonntag, 29. Dezember
Den ganzen Samstag habe ich im Zug von Berlin nach Graz verbracht. Zwischen zwei Zügen bleiben mir 75 Minuten. Genug Zeit, um ein wenig Prager Luft zu schnuppern. In der Nähe vom Bahnhof finde ich ein kleines polnisches Spezialitätengeschäft. Piroschki essen, eines mit Kraut und das zweite mit einer Erdäpfel-Dill-Füllung. Nach dem Essen promeniere ich noch ein wenig im Park und kaufe in einem Papiergeschäft Zündhölzer mit einem altertümlichen Glücksschweinebild. Ein Mitbringsel für meine Lieben. Gerne würde ich weiter gehen und diese Stadt aufs Neue erkunden. Hinunter zur Karlsbrücke und dann hinüber auf die Kleinseite.
Montag, 30. Dezember
In die Salatsauce muss Kernöl hinein. Der Kürbis ist in der Steiermark allgegenwärtig. Auf der Arbeitsplatte liegt ein besonders schönes Exemplar. Es ist im letzten Sommer in Theresias Garten gewachsen und hat im Keller auf den heutigen Tag gewartet. Kürbissuppe, Salate und Quiche mit Karfiol. Mittags kommt Gabi zu Besuch. Nach dem Essen ein Spaziergang durch den blauhimmeligen Nachmittag. Auf der Bank sitzen und uns von der Sonne anstrahlen lassen. Beim Zurückkommen schauen wir zu den Schafen. Das in der Nacht frischgeborene Lamm ist wohlauf und hat seine ersten staksigen Schritte in die Welt hinein schon hinter sich.
Dienstag, 31. Dezember
Viona schaut mich an. Dreht sich um. Dribbelt hinaus in die Sonne und schaut zurück. „Kommst du?“, fragt ihr Blick. Nach dem üppigen Mittagessen tut mir eine Spazierrunde gut. Da braucht es keine große Überredungskunst. Viona fordert nie. Sie zeigt ihre Wünsche. Ich hole die Leine. „Komm, wir gehen, sage ich“. Dann gehts hinunter durch den Wald. Unter unseren Füßen raschelt das vom Wind dick hingestreute, trockene Laub. Unten auf der langen Wiese gehen wir dem Bach entlang, hinauf Richtung Schloss. Am Hang unter einem winterlich kahlen Apfelbaum machen wir Rast in der warmen Nachmittagssonne. Bald werden über uns die Knospen sprießen.
Mittwoch, 1. Januar
Es ist vollbracht. Wir sind glücklich im neuen Jahr gelandet. Aus dem Wohnzimmer tönen die ersten Klänge vom Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Dort sitzen die noch Müden von unserer lustigen Silvesternacht. Theresia und ich machen uns mit Viona auf den Weg in den kalten Morgen hinaus. Die Gräser auf der Wiese sind dick mit Eiskristallen umhüllt. Der Boden hart gefroren. Unter der Fichte und der Föhre sitzen wir auf der Bank im wärmenden Strahlen und begrüßen den ersten Sonnentag. Wir zelebrieren Freundinnen-Gespräche und wünschen den Vorbeispazierenden ein gutes neues Jahr. Beim Zurückkommen erwischen wir gerade noch das Konzertende mit der schönen blauen Donau und dem Radetzkymarsch.
Donnerstag, 2. Januar
Für heuer habe ich mir keine Vorsätze gemacht, mir kein Jahresmotto genommen. Ich bin einfach so vom alten ins neue Jahr gesegelt, ohne viel nachzudenken, wie es war und wie das neue sein soll. Im Unterwegs sein werden wohl immer wieder neue Herausforderungen auftauchen. Jede von ihnen will angegangen sein. Dafür braucht es Beweglichkeit und immer wieder frischen Mut. Das Leben bleibt spannend, wenn ich es aus dem Moment heraus lebe.
Freitag, 3. Januar
Erst im Moment als sie aufblickt, erkenne ich eine Bekannte aus der Nachbarschaft. Am Bahnhof beobachte ich eine Frau mit einer bunt gestreiften Mütze. Ich bin ein wenig müde von der langen Reise und dem in Wien absolvierten Krafttraining. Die Zugfahrt vom Praterstern bis Wolkersdorf vergeht plaudernd wie im Flug. Im Dunkeln gehe ich, meinen Rollkoffer schiebend, vom Bahnhof nach Hause. Zu Hause ist es warm. Meine Hühnerbetreuerin hat vorsorglich die Heizung aufgedreht und in der Küche warten eine Gemüsesuppe und Kürbiskernkekse auf mich.
Samstag, 4. Januar
Erst Graupeln, dann Flocken. Eine weiche Weiße fliegt mir entgegen. Sie bringt mich innerlich ins Tanzen. Immer noch bin ich den Kindheitsfreuden verbunden. Nur wenn es rutschig wird am Boden, dann hört der Spass auf. Meine Beine haben das schnelle Reagieren verlernt. Das Schlittern über den glatten Schnee lockt mich nicht mehr.
Frohes Neues Jahr liebe Romy! 💫
Auch ich war in der Steiermark über die Feiertage. Neujahrskonzert diesmal auf der Johann-Waller-Hütte am sonnigen Schöckl, dem Hausberg von Graz. Freu‘ mich auf ein Wiedersehen ! 👋 Liebe Grüße, Gina
So quasi gleich ums Eck am Schöckl. Wie schön, liebe Gina. Ich habe Erinnerungen an sommerliche Wiesen mit blauen Lupinen. Inzwischen ist ein halbes Leben vergangen und ich war nie mehr dort. Ich wünsche dir alles Liebe und freue mich. Auf bald Romy