Romys Nacht und Tag-Buch 50
Das Jahresmotto „Einfach tun“ zieht Kreise in meinem Alltag. Der Januar beginnt mit einem Aktivitätsschub. Räumen, Putzen, Steuerunterlagen vorbereiten und viel schreiben. Alles wird leichter, weil ich Menschen habe, die mich dabei unterstützen.
Sonntag, 14. Januar
Alle meine vorbereiteten Sachen sind jetzt am Dachboden. Die Stiege da hinauf ist ziemlich steil. Momentan ist sie für mein Knie eine fast unüberwindliche Hürde. Vor allem, wenn es darum geht, schwere Sachen zu transportieren. Anfangs der letzten Woche habe ich begonnen mir eine Hilfe für den Haushalt zu suchen und schon ist mein Wunsch in Erfüllung gegangen. Das Bad ist frisch geputzt und die Böden sind aufgewischt. Nachträglich staune ich, wie schwer es mir gefallen ist, zuzugeben, dass ich Hilfe brauche. Manchmal waren meine Enkelinnen hier und haben mich ein wenig unterstützt. Im Moment sind aber beide in der Schule so gefordert, dass ihnen wenig freie Zeit bleibt.
Montag, 15. Januar
Noch ein wenig morgen-dösig sitze ich im Zug. Ich fahre nach Wien zum ersten Kurstag meines Schreiblehrgangs. In Floridsdorf bleibt der Zug ungewöhnlich lange stehen. Beim Hinausschauen aus dem Fenster stockt mein Blick und bleibt plötzlich an etwas Schwarzem hängen. Ein Polizist in Vollmontur mit einem Maschinengewehr. Dann sehe ich noch einen und noch einen. Auf allen Bahnsteigen stehen sie. Es sind fast nur Polizisten auf dem Bahnhof und dazwischen die paar gerade ausgestiegenen Passagiere. Eine junge, hübsche Polizistin mit blonden Haaren, auch sie mit einem Maschinengewehr in der Hand, geht dem Zug entlang und schaut durch die Fenster. Unruhe und Angst überkommt mich. Ich bespreche mich mit einer Passagierin, die mir gegenüber sitzt. Sie sagt, dass unten auf dem Platz auch alles voller Polizisten ist. Dann endlich fährt der Zug weiter. Später höre ich, dass nach einem jungen Mann gefahndet wurde.
Dienstag, 16. Januar
Es ist schon Abend, als ich mich zum täglichen Spaziergang aufmache. Ich gehe über die hintere Wiese und schaue nach den Nachbarhühnern. Die zwei größeren kuscheln sich im Stall eng zusammen. Die zwei jungen, schlanken Hühner kann ich nirgends finden. Ob sie sich wohl anderswo Schlafplatz gefunden haben? Wenn ich tagsüber frisches Wasser bringe und rufe, kommen sie alle angerannt. Nur die „Hatscherte“ mit ihrem verkrüppelten Fuß bleibt lieber da sitzen, wo sie ist.
In der letzten Zeit war ich eher selten am Abend unterwegs. Viel lieber mache ich es mir zu Hause beim Feuer gemütlich. Aber auch so ein Abendspaziergang hat eine besondere Qualität. Ich liebe das eigenartige Licht und die ruhige Atmosphäre in den abendlichen Gassen.
Mittwoch, 17. Januar
Jetzt habe ich es doch getan. Der Kursleiter vom Einführungskurs in meinen Schreiblehrgang hatte uns aufgetragen, ihm den Rohtext unbearbeitet zu schicken. Doch in den letzten Tagen habe ich immer wieder drübergelesen und da und dort etwas ergänzt, weggestrichen oder verändert. Ich habe für mich selber die Entscheidung getroffen, dass ich das Feedback meiner Kurskolleginnen erst dann erhalten möchte, wenn ich das für mich schon Offensichtliche in eine bessere und klarere Form gebracht habe. Heute Morgen bin ich plötzlich unsicher. Was, wenn ich durchs Überarbeiten und Schleifen die Perlen, welche im Rohtext noch da waren „weg verbessert“ habe? Kann es sein, dass wenn ich einen Text zu sehr ausformuliere und zu einem schlüssigen Ende bringe, ich zu wenig Raum für die Gedanken der Lesenden lasse?
Donnerstag, 18. Januar
Unterwegs mit Kerstin in Amsterdam. Wir streifen durch die Stadt, flanieren durch pittoreske Gassen und an den Grachten entlang. Die Sonne glitzert im Wasser und es ist angenehm warm. Der Film, den ich mir vor dem Einschlafen angesehen habe, hat sich wohl in meinen Traum geschlichen. Es war jedoch die Amsterdamer Nacht im Film und es war ganz und gar nicht gemütlich. Interessanterweise fragte ich mich ständig, ob die Protagonisten wohl nicht frieren, weil sie so leicht bekleidet waren. Die Atmosphäre in meinem Traum war viel wärmer und weicher. Ich nehme ein wenig von der holländischen Sonne mit in meinen Tag hinein. Auch die Wärme hat mir gutgetan. Und so gehe ich gut gerüstet in diesen kalten Januartag hinein.
Freitag, 19. Januar
Mittagessen mit meiner mittleren Enkelin. Im Januar pflege ich die leichte Küche mit viel Gemüse und Reis. Sie liebt das und ich auch. Wenn wir gemeinsam sitzen und schmausen, zieht junges Leben in meine Küche ein. Am Nachmittag hilft sie mir dabei, die Steuerunterlagen zu sortieren und fertig zu machen. Ihre Augen sind viel flinker als meine. Es ist immer lustig, mit ihr gemeinsam zu arbeiten. Wir haben schon im Dezember einen guten Teil erledigt und gestern kamen wir zum Abschluss. Heute werde ich die zwei Ordner beim Steuerberater vorbeibringen. Ich bin froh und fühle mich erleichtert.
Samstag, 20. Januar
Eine schnelle Terrassen- und Garten Räum Aktion. Das Birkenholz wird auf direkt neben der Türe auf geschlichtet. Für die schwereren Gartenarbeiten habe ich jetzt eine junge männliche Hilfe. Ich überlege mir, ob wir vielleicht beim nächsten Mal schon das Hochbeet neu einräumen könnten. Dank der tatkräftigen Unterstützung eröffnen sich mir neue Möglichkeiten.
Am Nachmittag ein langes Telefongespräch mit der Uli. Wir reden übers Werten und Urteilen, neue literarische Entdeckungen und natürlich übers Schreiben. Ich liebe diesen intensiven Austausch und das lebendige Disputieren. Wir sind so verschieden und haben doch ähnliche Interessen, sodass uns der Gesprächsstoff nie ausgeht.
Liebe Romy, waren wir beide in deinem Traum in Amsterdam oder war das eine andere Kerstin? Habe das Bild, wie die Sonne auf dem Wasser der Grachten glitzert und es abgenehm warm ist, genau vor Augen. Würde gerne mit dir durch Amsterdam schlendern.
Liebe Grüße
Kerstin
Es gibt nur eine Kerstin und das bist du …
Es war fein, mit dir durch Amsterdam zu schlendern.
Auch wenn es nur ein Traum war.
Ich liebe unsere Gespräche auch. Es ist schön, dass sich diese Freundschaft aus dem Bloggen heraus entwickelt hat und ich freue mich schon auf literarische Treffen im Wirtshaus oder hitzige Diskussionen im Gänsehäufel.
LG – Uli
Liebe Uli
auf ein baldiges lebendiges Weiter-Disputieren …
Sei das nun im Wirtshaus, Gänsehäufel am Telefon oder bei mir zu Hause am gemütlichen Feuer.
Liebe Grüße
Romy