Überraschende Entdeckungen

Bienenfresser
Bienenfresser, Bild Pixabay

Romys Nacht- und Tag-Buch 27

Bunte Vögel aus Afrika besuchen Obersdorf. In Kaisermühlen gibt es diesmal keinen Blues, dafür wird mir ein legendärer Ribiselkuchen kredenzt. Auch Schule kann Spass machen. In Wolkersdorf wachsen Litschis, Bananen und Mangos. Und, … mein Huhn Alissa ist gluckig.

Sonntag, 6. August

Nach dem Frühstück begleite ich Kerstin zum Bahnhof. Sie fährt heute zurück nach Berlin. Auf dem Weg vom Bahnhof zurück nach Hause höre ich einen, von mir viel geliebten Vogelruf. Bienenfresser! Wie kann das sein? Auf der Obersdorfer Hauptstraße gibt es weit und breit keine Lösswände. Dort ist ihr übliches Revier. Vielleicht machen sie sich ja schon wieder zurück auf den Weg nach Afrika? Da sehe ich einige von ihnen durch die Luft flitzen. Tatsächlich, Bienenfresser! Ich freue mich königlich ihnen zu begegnen. Später höre ich sie auch von meiner Terrasse aus und sehe sie auf der Blaufichte sitzen. Nur kurz, dann sind sie alle verschwunden.

Montag, 7. August

Auch heute höre ich wieder die bunten Vögel aus Afrika. Vielleicht fressen sie sich vor ihrem Abflug noch einmal so richtig voll und satt. Gestern war ein Schreib-Tag. So ganz richtig bin ich noch nicht angekommen zu Hause. Das braucht noch ein wenig Zeit. Am Samstag war ich mit Kerstin in Kaisermühlen bei der Uli zum Abendessen eingeladen. Das war ein feines Zusammensein mit wunderbarem Austausch, Gesprächen und viel Lachen. Uli hat ihren legendären Ribiselkuchen gebacken. Dieser Sommer ist voll von überraschenden Genüssen.

Nach dem Ribiselkuchen lachende Gesichter
Kein Kaisermühlen-Blues, nach dem Ribiselkuchen gibt es nur lachende Gesichter.

Dienstag, 8. August

Ein wildes Wetter. Der Wind ist kalt. Ich friere und überlege, den Ofen einzuheizen. Das Thermometer in der Wohnwerkstatt zeigt zwanzig Grad. Also ist es doch nicht so kalt. Mit dem Räumen, Sortieren und Wäsche aufhängen wird es mir wieder wärmer. Am Abend treffe ich Kerstin auf Zoom. Es ist ein komisches Gefühl, dass sie jetzt wieder so weit weg ist. Wir machen Pläne für den nächsten Sommer. Vielleicht machen wir einen Wohnungstausch und ich verbringe zwei Wochen in Berlin. Oder ich besuche eine Freundin in Istanbul und fahre da gemütlich mit dem Zug hin … Mit unserem Planen kommt das Sommergefühl zurück, das ich schon den ganzen Tag so schmerzlich vermisst habe.

Mittwoch, 9. August

Überraschende Entdeckungen. Für den neuen biografischen Blogartikel übers Lernen und Lehren stöbere ich in alten Fotos. Ich schaue mir die Bilder vom Unterricht über die Farbenlehre in der Berufsschule an. Mit dem Schauen tauche ich ein in eine andere Zeit. Ich erinnere mich, an die Begeisterung, das Engagement und die Experimentierlust der Schüler*innen. Sie haben Farben gemischt und sie anschließend dem Farbkreis zugeordnet. Im Eingangsbereich der Schule haben wir einen Kreis aus Bechern mit Schneerosen gestaltet. Es ist erstaunlich zu sehen, was möglich ist, wenn Schüler*innen gemeinsam an einem großen Projekt arbeiten.
Es ist so, wie beim Eisberg. Das Sichtbare ist nur ein kleiner Teil vom Ganzen. Das Wesentlich bei so einem Projekt passiert im Inneren, wo sich Potenzial entfaltet und der Begeisterung Flügel wachsen lässt.

Farbkreis mit Bechern und Schneerosen
Farbkreis-Projekt, Berufsschule für Gartenbau und Floristik Kagran, 2017

Donnerstag, 10. August

Bio-Diversität Spaziergang in Wolkersdorf. Wir besuchen einen Garten, in dem ein wahrer Pflanzenzauberer zu Hause ist. Hier wachsen alle Arten von Zitrusfrüchten, Mangos, Bananen, Litchis, Kakis, ein großes Kakteen-Sortiment und vieles mehr. Jede dieser Pflanzen hat ihre ganz eigenen Bedürfnisse. Er erzählt, wie er versucht, sie möglichst an unser Klima zu gewöhnen. Wenn es nicht anders geht, kommen sie im Winter in sein am Haus angebautes Gewächshaus. Viele dieser Pflanzen hat er selbst aus Samen gezogen. Es braucht Wissen, Ausdauer und Geduld, um sie im Wachsen zu begleiten.

Freitag, 11. August

Roden im Vorgarten. Es wird Zeit Platz zu machen für die neuen jungen Pflänzchen, die Licht und Sonne brauchen. Ich entferne alles Abgeblühte und verteile die reifen Samen. Der Komposthaufen im Hühnergehege füllt sich. Mein Huhn Alissa sitzt im Nest. Schon dreimal habe ich sie herausnehmen müssen, weil sie auf ihrem Ei sitzenbleibt. Ich denke, sie ist gluckig. Am Nachmittag ist meine Enkelin zu Besuch. Gemeinsam machen wir für Alissa ein kaltes Bauchbad. Sie sitzt still. Mit dem kalten Wasser senkt sich ihre Körpertemperatur und es wird leichter sie vom Nest sitzen abzuhalten. Wenn sie im Frühjahr wieder gluckig wird, dann werde ich ihr ein paar befruchtete Eier unterlegen und sie ausbrüten lassen.
Ginger, mein Kuschelhuhn, liebt es, auf den Arm genommen zu werden. Sie genießt die ausgiebigen Streicheleinheiten von meiner Enkelin und von mir.

Romy Pfyl mit Huhn
Ginger ist mein Kuschelhuhn

Samstag, 12. August

Viel geträumt heute Nacht. Gegen den Morgen leuchtet die Mondsichel von schräg über der Mauer direkt in mein Bett. Wie so oft in meinen Träumen bin ich in einem Blumengeschäft engagiert. Es ist kurz vor Muttertag und eigentlich hätte es viele Sträuße gebraucht. Doch da waren Umstände, die es ständig verhindert haben, mich an die Arbeit zu machen. Der wichtigste Hinderungsgrund: Ich denke, ich kann gar nicht mehr Sträuße binden. Ich habe vergessen, wie das geht. Außerdem ist das so ein schickimicki Geschäft und ich weiß einfach nicht was sie haben wollen. Alles ist furchtbar durcheinander und unorganisiert.
Nach so einer anstrengenden Nacht ist es wohltuend in meinem Bett auf der Terrasse aufzuwachen und in die sonnenbeschienenen Bäume zu schauen.

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