Stille und Klang
Zwölfter, zwölfter, zweiundzwanzig …
Können Zahlen schön sein? Welche Qualität haben sie?
Es ist eine feine, alte Blogger*innen Tradition, den 12. eines Monats in 12 Bildern zu dokumentieren. Sie wurde ins Leben gerufen von Chad Darnell und lebt weiter durch den Blog von Caroline Götze.
Das Jahr rundet sich und das hier ist mein zwölftes 12 von 12.
Der schwarze Stift liegt locker in meiner Hand und zieht feine Linien übers Papier … Morgenseiten schreiben. Heute zum ersten Mal wieder seit Monaten. Einfach so, vor mich hin schreiben und meinen Geist langsam und sachte von der Nacht in den Tag taumeln lassen.
Ein weiches Blubsen, ein Knistern, ein Knacken und immer wieder ein zart fragendes Knisterchen. Ein kurzer lauter Knack und ein selbstbewusster Knister, mein Morgenfeuer klingt vielstimmig. Es erzählt Geschichten vom Werden und Vergehen
Frühmorgendliches Licht im Hintergarten. Der Kälte trotzende Natur, die sich heuer eher schwertut, sich eine Ruhepause zu gönnen. Nach der Wachstumspause im heißen trockenen Sommer nutzen die Pflanzen jetzt jede klitzekleine sich bietende Gelegenheit, um noch ein wenig weiterzuwachsen.
Dazwischen bereite ich mir einen Kaffee zu, zum Wachwerden. Den Kaffeesatz sammle ich in einer Extradose. Gelegentlich streue ich ihn zwischen die Pflanzen im Vorgarten. Ich rede ihnen gut zu, den kräftigenden Dünger zum Wachsen und Gedeihen zu nutzen. Aber was erzähle ich? Die Pflanzen wissen viel besser als ich, was ihnen guttut.
Die Holzscheite haben sich dem Feuer hingegeben, sind nach und nach leiser geworden und ganz verstummt. Jetzt gibt die heiß gewordene Gusseisenplatte des Herdes leise und regelmäßige kleine Laute von sich. Sie klingen so ähnlich wie Wassertropfen, die in einen Eimer fallen.
Von draußen tönt der eilig vorbei sausende Morgenverkehr. Ein von der Ferne leises und beim Vorbeifahren der Autos anschwellendes und wieder leiser werdendes gleichmäßiges Geräusch. Kann man Geräusche fotografieren? Ich weiß es nicht. Bewegung schon, den Radfahrer hab ich aber nicht gehört.
Hab ich dir schon erzählt, wie interessant Alltagsabenteuer sein können. Heute, wo ich so tief wie selten noch in die Welt der Klänge und Töne eingetaucht bin, läuft das Treffen mit der Content Society und Judith Peters überraschenderweise lautlos ab. Auch die anderen Teilnehmer*innen hören keinen Ton. Heute gibt es eine Pantomime der besonderen Art. Eine Zeit lang versuche ich hinter die Bedeutung der Gesten zu kommen. Ein spannendes Spiel. Doch es fehlt mir wohl an Übung.
Ganz anders das Treffen mit meinem Berliner Buddy Kerstin. Da sprudelt es nur so vor sich hin. Wir tauschen uns darüber aus, wo wir gerade stehen und was uns umtreibt, teilen Ideen und geben einander Tipps und Feedback. Ich freue mich jede Woche auf dieses montägliche Treffen.
Eine stärkende, wärmende, gut nährende Dinkel-, Broccoli-, Kartoffelsuppe. Vor ein paar Tagen habe ich das Rezept mit Karottenstückchen ausprobiert. Das hier ist schon meine dritte Variante … einfach köstlich!
Ein Blick durchs Küchenfenster und mein Herz und meine Kinderseele jubelt. „D Flöckli tanzid jupälidii … “.Juhui es schneit. Ein wenig bin ich selber überrascht über meine Freude und meinen Enthusiasmus. Aber schön ist es schon.
Die von meiner Mutter gestrickten Socken halten meine Füße warm. Vor ein paar Tagen habe ich geträumt, wie wir, meine Mutter und ich, im Hochgebirge, in schwindelnden Höhen unterwegs sind und gemeinsam die steilsten Wege und Abgründe meistern. Schon komisch, dachte ich im Traum, ich kann eigentlich wegen meiner Knie schon seit Jahren nicht mehr solche Wege gehen und meine Mutter ist tot, war nie eine Hochgebirgswanderin und trotzdem schaffen wir das.
Wenn ich, so wie heuer den Zwölften eines jeden Monats, mit Bildern und kleinen Textbausteinen dokumentiere, gewinnt das alltägliche Leben eine neue Qualität und ich beginne hinter die Dinge zu schauen. Das macht aus einem einfachen, einen besonderen Tag und es gibt viel Spannendes und Interessantes zu entdecken.
Liebe Romy, ein poetischer 12.12. war das. Mich hat gleich das Ofen-Foto eingeladen reinzuklicken. Den Geräuschen lauschen, Morgenseiten, die leckere Suppe und die für mich so benannten Oma-Socken. Wie wunderbar. Und da sehe ich, dass wir auf jeden Fall was gemeinsam haben. Dir noch einen schönen wunderbaren Abend
Danke Julia … ja, das war ein geräuschvoller, lebendiger und interessanter Tag … aufs Gemeinsame 🙂 und alles Liebe dir Romy
Das ist ein ganz besonderes 12 von 12 in Tönen und Geräuschen. Eigentlich eine schöne Idee, den Bildern Audio-Dateien hinzuzufügen. Gemütlich, wie du dein Bett jetzt vorm Ofen hast. Die Bettwäsche kenne ich … 😉
Im Sommerbett auf der Terrasse habe ich das Tageserwachen mit dem Vogelgesang sehr genossen. Gestern habe ich auf die Geräusche im Innenraum gehorcht und mich auf eine lauschende Reise begeben. Wenn ich genau hinhorche, begebe ich mich in ein Klangerlebnis, bei dem sogar die Verkehrsgeräusche ein Teil der Harmonie des Ganzen ist.
Bin zum ersten Mal bei Dir zu Gast und habe mich über die überraschende Poesie gefreut…
Das freut mich liebe Uschi, danke für deinen Besuch.
Herzliche Grüße Romy
Liebe Romy, danke für deine Feuer-Knacks-und-Knister-Poesie.. ich hab mich richtig hindurchgeträumt und die Wärme gespürt während des Lesens:-).
Deinen Radfahrer-Schnappschuss find ich bemerkenswert spannend 👌🏼.. Die Komposition aus Allium- und Radspeichen und -naben.. flankiert vom Blüten/Blätterrad deiner Installation.. einfach wunderbar!
Mhmm.. deine leckere Suppe zieht mich auch magisch an.., vor allem da mich seit fast einer Woche ein böses Magen-Darmvirus im Griff hat 😖 und Zwieback schon ein Highlight ist🫣.
Dann hab ich auch über ein paar dunkelblauer Socken, das meine (verstorbene😢)Oma mir mal gestrickt hat, und die ich Gott sei Dank aufbewahrt hab, sinniert. Deine sind toll geringelt:-)!
Ich war quasi zu Besuch bei dir! Dankeschön!
Und dann hast du mich auch noch zu deinem Buddy Kerstin geführt..
;-)dadurch war ich sogar in Berlin, wow!! 😀
Liebe Grüße, Sabine
Wie schön, liebe Sabine, dass du mit mir durch meinen Dezembertag gereist bist. Ich wünsche dir baldige Besserung und viele gute Suppen.
Alles Liebe dir
Romy