Von wandernden Farben und verwirrenden Glückskeksen

Bunte Blumenpracht im Vorgarten

Romys Nacht- und Tag-Buch 19 

Der viele Regen und die Sonne bescheren einen zauberhaften Farbreichtum. So bunt und vielfältig war mein Vorgarten noch nie. Auch die Woche ist abwechslungsreich und geprägt von den unterschiedlichsten Erfahrungen.

Sonntag, 11. Juni

Samstagnachmittag im Garten unter der Trauerweide. Kinderlachen aus dem Nachbargarten. Das große Trampolin wird rege benutzt. Nach diesen Regentagen ist alles feucht. Ein paar noch zaghafte Gelsen schwirren herum. Ich lasse mich nicht stören und versenke mich ins Malen. Mein lang verwaister Aquarellkasten kommt zum Einsatz. Ich lasse die Farben übers Papier wandern. Sie vermischen sich und gehen neue Verbindungen ein. Blau und gelb und das Spektrum dazwischen. Während dem Trocknen der Farben lese im Buch von Liane Dirks, „Die liebe Angst“. Dann kommt der Kohlekasten zum Einsatz. Über Linien und Kreise entstehen neue Verbindungen und Flächen. Ganz zum Schluss die Bleistifte. Ich liebe diesen feinen Glanz, den sie aufs Papier zaubern.

Bild blau, gelb, schwarz, Mixed Media
Unter der Trauerweide“, Mixed media, Romy Pfyl 2023

Montag, 12. Juni

Zum Frühstück gibt es frische Erdbeeren. Und mittags grünen Spargel, den ersten in dieser Saison, dann gebackenen Schafskäse mit Thymian, Paprika und Oliven. Ich lasse es mir gut gehen. Im Garten gibt es viel zu tun. Die Äste der Sträucher wachsen bis in die Wege hinein. Die Paprika Setzlinge wollen eingepflanzt werden. Und ich binde die Paradeiser auf, die schon wieder ein gutes Stück gewachsen sind. Die Jungfer im Grünen überwuchern jetzt Liebstöckel und Koriander. Also reiße ich sie aus. Sie sind wunderschön mit ihren grünen Früchten und den leuchtend blauen Blüten. Ich werde sie in eine Vase stellen, um sie noch ein Zeiterl genießen zu können. Doch vorher mache ich gemeinsam mit ihnen noch ein Selbstporträt mit meinem Handy.

Gebackenen Schafskäse mit Oliven, Thymian und rotem Paprika
Schafskäse mit Oliven, Thymian und rotem Paprika

Dienstag, 13. Juni

Gestern habe ich weiter geschrieben. „Woher wir kommen und was wir mitbringen.“ Das ist mein neuer Schreib-Impuls für diese Woche in der Lese- und Schreibgruppe. In unserer Kindheit wartet ein reicher Schatz an Erlebnissen, Erfahrungen und Geschichten. Durch das biografische Schreiben öffne ich diese Kiste. Ich schaue mit großen Augen und staune, wie sich eine neue Geschichte entfaltet. Dann überlege weiter und denke nach. Woher kommen wir wirklich und was bringen wir von dort mit? Es ist eine spannende Frage, die mich ins Grübeln bringt. Gestern haben wir in unserer Gruppe darüber gesprochen, dass wir alle mit den Schreib-Impulsen im Sein und Werden Buch ziemlich gefordert sind. Sie setzen einen Prozess und tiefes Nachdenken in Gang.

Mittwoch, 14. Juni

Heute treffe ich Korina. Sie ist mit Mann und Freunden unterwegs auf dem Donauradweg. Um 10 Uhr sehen wir einander zum ersten Mal persönlich in einem Wiener Kaffeehaus. Wir beide freuen uns schon sehr auf das Treffen. Kennengelernt haben wir einander beim gemeinsamen Bloggen in der Content-Society. Am Dienstagnachmittag haben wir im Co-Blogging Online öfters gemeinsam mit anderen an unseren Artikeln geschrieben und uns ausgetauscht. Wir treffen uns im Eiles in der Josefstadt, einem alteingesessenen typischen Kaffeehaus. Vielleicht sind die Kellner dort noch so unfreundlich, wie es früher in typischen Kaffeehäusern üblich war. Jedenfalls habe ich gesehen, dass es im Internet viele schlechte Bewertungen gibt. Ich bin gespannt, wie es sein wird. Ich war schon seit vielen Jahren nicht mehr dort. Früher war es gemütlich und es hatte seinen speziellen Wiener Charme.

Korina und Romy
Zweieinhalb Stunden sprudelndes, wertvolles Austauschen und Zusammensein genießen Wie schön, dass wir einander endlich persönlich getroffen haben.

Donnerstag, 15. Juni

Gestern erzählte ich Korina von meinem letzten Glückskeks-Erlebnis. Auf dem Zettel stand, ich solle meine Probleme lösen. Was für ein Blödsinn, dachte ich. Ich hatte zwar schon öfters blöde Sprüche in einem Glückskeks. Aber das war definitiv der Dümmste, der mir bisher begegnet war. Also nahm ich mir einen zweiten Keks und steckte ihn in meine Tasche. Zu Hause wollte ich ihn öffnen und das wäre dann meine wirkliche Glücks-Botschaft des Tages. In meiner Tasche war dann aber kein Glückskeks mehr. Ich hatte ihn verloren. Also begann ich doch zaghaft ein wenig nachzudenken, ob das Problem lösen doch eine Glücks-Botschaft sein könnte? Als Korina mich gestern fragte, wie es mir gehe, jammerte ich ein wenig herum über die andauernden Gelenkschmerzen, die mich ständig beeinträchtigen, vieles so anstrengend machen und dass ich sie am liebsten wegzaubern würde. Mit dem Wort „radikale Annahme“ gab Korina dem Gespräch eine neue Richtung, über die es sich sicher lohnt nachzudenken. Es befreit den Kopf und macht den Weg frei, eine Lösung zu finden, die vielleicht ganz anders ausschaut als bisher gedacht.

Freitag, 16. Juni

Gerade noch habe ich geträumt. Schön war es nicht. Ich war engagiert, im Service zu arbeiten. Hatte keine Ahnung, wie das funktioniert, wollte das eigentlich nicht und es war mir auch viel zu anstrengend. Eine Chefin, die mit ihrer ignoranten Art die Kund*ínnen verärgerte. Zwei Mädels, die mit Keksen anstatt Geld bezahlen wollten. Irgendwo meine Familie, die auf mich wartet und ein Freund, der gemeinsam mit mir ein Kunstprojekt machen möchte. Große Verwirrung, Unbehagen und ständiger Stress. In letzter Zeit träume ich weniger oder die Traumereignisse sind am Morgen aus meinem Gedächtnis verschwunden. Vor einiger Zeit waren die Träume noch bunter und lebendiger. Der Heutige war düster und ich wie gelähmt in einer verdunkelten und verwirrten Welt.

Samstag, 17. Juni

Heute gehts los. Ein Cyanotypiekurs mit acht Teilnehmerinnen in meinem Häuschen. Ich bereite alles vor, mache das „mis en place“. Verschiedenste Arbeitsplätze und Arbeitsstationen müssen eingerichtet werden, damit alles reibungslos ablaufen kann. Während der ganzen Woche habe ich immer wieder ein bisschen was vorbereitet. Unterlagen präpariert und im Dunkeln getrocknet. Die Sträucher im Garten geschnitten und geräumt, damit genug Platz zum Arbeiten ist. Ich freue mich schon sehr darauf, wieder einmal eine voll belebte Werkstatt zu haben. Ein Olivenbrot wird gebacken und Eier gekocht. Zu Mittag machen wir ein Buffet, zu dem alle irgendetwas mitbringen werden. Das wird sicher wieder ein wunderbares Festmahl werden. Hoffentlich hält die Sonne, was sie verspricht. Sonst müsste ich auch noch die Solarlampen montieren. Ein wenig aufgeregt bin ich schon.

6 Kommentare

  1. Liebe Romy,
    es macht mir großen Spaß zu lesen, wie deine Woche verläuft. Das biografischen Schreiben habe ich in einem Kurs im Februar genau wie du als ebenso fordernd wie befreiend und schön empfunden. Den Kurs hatte ich zusammen mit Korina gemacht, die du ja gerade getroffen hast.
    Und wenn ich mal in Wien bin, möchte ich unbedingt einmal deine blauen Werke sehen – so viel Schönheit ist da um dich herum!
    Liebe Grüße aus Bonn von
    Nicole

    1. Danke Nicole, es freut es mich sehr, von dir zu hören. Ja, das biografische Schreiben tut gut, ist herausfordernd und einfach wunderbar … Ich freue mich schon sehr auf deinen Besuch!
      Alles Liebe dir
      Romy

  2. Hallo Romy,
    eine klasse Idee mit deinem Wochen-Tages-Blog. Du machst das regelmäßig, habe ich gesehen,
    ich habe ein ähnliches Format für mich im Kopf, wenn ich im Juli in den Urlaub fahre…:-)
    Freue mich, dass auch du eine Schreiberin bist, ob kreatives (wie ich es lehre) oder autobiografisches Schreiben, Hauptsache in Worten festhalten, was in unserem Kopf ist und raus möchte:-)
    Liebe Grüße von der Mosel
    Gabi

  3. Liebe Romy,

    ein Online-Tagebuch zu schreiben, ist eine interessante Sache. Deine Woche hört sich für mich sehr spannend an.

    Hat dein Workshop gut geklappt?

    LG, Heike

    1. Liebe Heike, beim Workshop hat alles wie am Schnürchen geklappt und es war ein inspirierender und wunderschöner Tag. Ein wenig habe ich darüber auch im Nacht- und Tag-Buch 20 geschrieben. Herzliche Grüße
      Romy

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